Westfalenpost: Besser spät als nie Der Tour-Ausstieg von ARD und ZDF
Geschrieben am 18-07-2007 |
Hagen (ots) - Von Harald Ries
Alle Kritik an ARD und ZDF war berechtigt: Beide Anstalten haben in früheren Jahren das Thema Doping nicht etwa nur verschlafen, sondern mit Absicht vermieden. Sie haben nicht berichtet wie Journalisten, sondern wie Fans. Sie haben Unangenehmes ausgespart und stattdessen Heldenlegenden gestrickt. Das ist allerdings ein grundsätzliches Problem bei Sportübertragungen: Man will ein Produkt, das man teuer eingekauft hat, nicht schlechtreden. Zumal die Zuschauer den Blick auf die Schattenseiten selten honorieren. Nötig war der neue Kurs in diesem Jahr trotzdem. Für öffentlich-rechtliche Sender ist Glaubwürdigkeit wichtiger als die Nachmittagsquote. Deshalb ist auch der Ausstieg aus der Berichterstattung richtig. Auch wenn er zu spät kommt und etwas halbherzig ist. Vorerst: Was soll das heißen? Warten auf die B-Probe? Auf den nächsten auffälligen Fahrer? Dass es während dieser Tour Doping-Sünder geben würde, muss doch jedem auch nur am Rande mit der Materie befassten TV-Verantwortlichen klar gewesen sein. Warum hat man dann überhaupt mit der Übertragung begonnen? Weil die Rechte teuer waren? Weil Entscheidungsprozesse in unseren Rundfunkanstalten langsam reifen müssen? Der Zickzackkurs wirkt im besten Falle blauäugig. Dennoch: Besser spät als nie. Man muss ja anerkennen, dass solche Konsequenz ARD und ZDF weh tut. Denn zunächst profitiert Eurosport. Die private Konkurrenz überträgt selbstverständlich munter weiter. Und am gleichen Tag genehmigt das Kartellamt die Zusammenarbeit von Arena und Premiere, stärkt damit die Position von Premiere-Chef Georg Kofler, der jetzt noch bessere Chancen hat, den Bundesliga-Fußball im frei empfangbaren Fernsehen auf den späten Abend zu drängen und so die ARD-"Sportschau" zu liquidieren. Das sind finstere Aussichten für den Sport bei den Öffentlich-Rechtlichen, der ihnen deshalb so wichtig ist, weil er eine der wenigen Möglichkeiten bietet, junge Zuschauer zu erreichen. Und was ist eigentlich, wenn bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking die Doping-Betrüger auffliegen? Steigen ARD und ZDF dann auch aus? Am Ende hoffen sie insgeheim darauf, dass die Chinesen die Kontrollen verhindern. Beim Thema Doping sitzen letztlich alle mit im Sumpf. Und ein Baron von Münchhausen ist nicht in Sicht.
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