WAZ: Anmerkungen zu Afghanistan: Abzug wäre Kapitulation - Leitartikel von Ulrich Reitz
Geschrieben am 22-07-2007 |
Essen (ots) - Nur wegen einiger seltsamer Feststellungen dies zur Klarheit: ob der tote Deutsche in Afghanistan von Taliban oder Taliban-Sympathisanten aus der Entführungs-Industrie ermordet wurde oder einen Herzinfarkt erlitt, ist nicht unerheblich, aber zweitrangig. Der Mann ist ein Terror-Opfer, da gibt es nichts zu relativieren. Genausowenig von Belang ist letztlich, ob Taliban selbst oder ihre Helfershelfer, die mit ideologischer Verblendung auch noch Geld verdienen wollen, verantwortlich sind. Denn in Afghanistan hängt ohnehin der eine mit dem anderen Schurken zusammen.
Das Nachrichten-Magazin "Der Spiegel" liegt hier einfach richtig: Wer ein Stück Deutschland nach Afghanistan exportieren will, muss damit rechnen, ein Stück Afghanistan nach Deutschland zu importieren. Und die Taliban sind zwar Menschenverächter, aber dumm sind sie nicht. Sie wissen, dass der Bundestag im Herbst letztlich darüber befindet, ob Strucks Satz noch Gültigkeit hat, wonach Deutschland am Hindukusch verteidigt wird. Sie wissen, dass die Mehrheit der Deutschen gegen die Afghanistan-Einsätze der Bundeswehr sind. Sie wissen, dass es die deutsche Gesellschaft heftig erschüttern würde, wenn einer dieser Islamisten mit deutschem Pass, die jetzt gerade in pakistanischen Lagern zu perfekten Attentätern ausgebildet werden, sein tödliches Handwerk dann in Deutschland ausübt. Sie wissen, dass die Öffentlichkeit jedenfalls nicht einheitlich nach mehr innerer Sicherheit ruft, wenn von Islamisten die Rede ist, sondern gerne auch nach Toleranz.
Was also tun: Ein Rückzug der Deutschen kommt nicht infrage. Erstens, weil mit dem Afghanistan-Engagement der Verzicht auf eine Teilnahme am Irak-Feldzug begründet wurde. Zweitens, weil Abzug einer Kapitulation gleichkäme und Appeasement gegenüber Gotteskriegern das völlig falsche Signal wäre. Drittens, weil man mit einem Abzug den vielen (deutschen) zivilen Aufbauhelfern, jenen Brückenbauern im doppelten Sinne, den Dolch in den Rücken jagen würde. Viertens, weil die Deutschen dann gleich die Nato verlassen könnten. Fünftens, weil Afghanistan nicht sicherer, sondern insgesamt zur Terror-Zone würde. Sechstens, weil dann dort Mädchen nicht mehr unterrichtet würden.
Leider hat Schäuble die notwendige Diskussion über die innere Sicherheit mit überzogenen Vorschlägen belastet. Dabei wäre es schon ganz richtig, damit aufzuhören, Terror-Kandidaten online nicht zu behelligen. Oder Einzeltäter Anschläge planen zu lassen, weil einer allein eben keine terroristische Vereinigung ist.
Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=55903 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_55903.rss2
Pressekontakt: Rückfragen bitte an: Westdeutsche Allgemeine Zeitung Zentralredaktion Telefon: (0201) 804-8975 zentralredaktion@waz.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
82956
weitere Artikel:
- Westfalen-Blatt: Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) kommentiert die Geiselkrise in Afghanistan: Bielefeld (ots) - Zwei Männer, vermutlich Rudolf B. und Rüdiger D. aus Mecklenburg-Vorpommern, wollten beim Wiederaufbau Afghanistans helfen. Das wurde ihnen zum Verhängnis. Edle Motive rangieren in dem seit Weihnachten 1980 vom Krieg zerrissenen Land ganz weit unten. Auch die tagesaktuellen politischen Umstände der Entführung und des möglichen Todes einer Geisel können ungünstiger nicht sein. Die Koalitionstruppen verlieren zusehends an Boden, die Regierung von Hamid Karsai ist schwächer denn je, und Washington denkt darüber nach, Pakistans mehr...
- Westfalen-Blatt: Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) kommentiert das Ergebnis der Wahlen in der Türkei: Bielefeld (ots) - Das Beste an den Wahlen in der Türkei ist, dass sie stattgefunden haben. Es gibt nicht viele mehrheitlich islamische Länder, in denen die Bevölkerung demokratisch über die Zusammensetzung eines Parlaments bestimmen darf. Zudem ging dem Urnengang ein Streit voraus, der Zweifel an der Stabilität der türkischen Demokratie provozierte. Nach westlichem und europäischem Verständnis hat sich das Militär aus der Politik herauszuhalten, auch wenn es - wie am Bosporus - meist eher die laizistische Karte spielt. Dank der guten Entwicklung mehr...
- Rheinische Post: Die SPD plant die Zeit nach Beck Düsseldorf (ots) - Von Sven Gösmann Das politische Berlin ist in den Ferien. Zurück bleiben die "Stallwachen". Wobei Stall eine unpassende Bezeichnung für die glitzernden Glaspaläste des Regierungsviertels ist, trutzige Festungen so gar nicht geliehen wirkender Macht. Alles wirkt friedlich. Die jüngsten Meinungsumfragen signalisieren große Zufriedenheit der breiten Bevölkerung mit der großen Koalition. Die Kanzlerin schwebt mit 85 Prozent Zustimmung über allen Wassern; ihre Union freut sich über die erstmals seit langem prognostizierten mehr...
- Rheinische Post: Die Krise bleibt Düsseldorf (ots) - Von Godehard Uhlemann Die schwere innenpolitische Krise in der Türkei ist durch die vorgezogene Neuwahl noch nicht bereinigt. Der Kluft zwischen den auf der strikten Trennung von Staat und Religion pochenden Türken und der siegreichen islamisch orientierten AKP ist nicht die Bedrohlichkeit genommen. Ministerpräsident Erdogan konnte seine Mehrheit behaupten. Das bedeutet, dass er für eine stärker religiös ausgerichtete Politik Zustimmung verbuchen kann. Die Warnung der Sozialdemokraten vor dem Ende einer laizistisch mehr...
- LVZ: Afghanen brauchen uns Leipzig (ots) - Von Micha Schneider Die Situation in Afghanistan ist explosiv. Der Tod einer deutschen Geisel ruft das hierzulande wieder ins Bewusstsein. Dabei gehören Kidnapping und Attentate längst zum Alltag. Weder Präsident Karsai mit seiner Regierung und den örtlichen Behörden, noch die ausländischen militärischen Kräfte haben die Lage im Griff. Im Gegenteil. Das Chaos wächst, der Drogenanbau blüht, Taliban und andere Kriminelle erstarken. Die Konsequenz daraus erscheint auf den ersten Blick so einfach wie sie Links-Fraktions-Chef mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|