Südwest Presse: Kommentar zum Arbeitslosenbeitrag
Geschrieben am 23-07-2007 |
Ulm (ots) - Frank-Jürgen Weise ist bisher als besonnener Mann aufgetreten. Der Präsident der Bundesagentur für Arbeit hat stets vor übertriebenen Hoffnungen auf die beschäftigungspolitischen Folgen der Konjunkturerholung gewarnt. Nun aber stimmt Weise plötzlich in den Chor der Euphoriker ein und befeuert damit die Forderungen, überschüssiges Geld aus Nürnberg an Arbeitnehmer und Betriebe zurückzuzahlen. So populär dieser unerwartete Sinneswandel Weises auch sein mag, ist doch von allzu voreiligen Beschlüssen abzuraten. Die jetzt prognostizierten Mehreinnahmen der Arbeitslosenversicherung sind Hochrechnungen auf der Basis eines anhaltenden Aufschwungs. Wer aber weiß heute schon, wie sich die Wirtschaft in den nächsten vier Jahren tatsächlich entwickelt? Außerdem lösen positive Konjunkturdaten noch nicht das Grundproblem des deutschen Arbeitsmarktes - die triste Zukunft der Geringqualifizierten und der Jugendlichen ohne Schulabschluss. Die haben nämlich weder etwas von den angeblich 100 000 neuen Jobs, die bei einer weiteren Beitragssenkung geschaffen werden könnten, noch von der Entlastung selbst. Bevor sich die Koalition also vom allgemeinen Überschwang mitreißen lässt, sollte sie nüchtern überlegen, ob sie das Geld nicht nachhaltiger anlegt, zum Beispiel in zusätzliche Maßnahmen gegen die strukturelle Arbeitslosigkeit.
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