Südwest Presse: Kommentar zum Thema Pflege
Geschrieben am 03-08-2007 |
Ulm (ots) - So billig war Pflege noch nie. Für zwei Euro pro Stunde bietet eine Bremer Agentur Betreuung von Pflegebedürftigen rund um die Uhr. Das Angebot zielt nicht nur auf den Geldbeutel der Angehörigen, es trifft mitten in eine Schwachstelle des deutschen Pflegesystems. Hunderttausende meist alter Menschen werden in diesem System nicht erfasst. Sie brauchen Unterstützung, weil sie alt und hinfällig sind, nicht aber pflegebedürftig nach den Kriterien und in dem Maße, wie sie der Medizinische Dienst der Krankenkassen mit seinen Gutachten erfasst. Damit fallen sie unter die Pflegestufe null. Finanzielle Hilfe gibt es dann keine. Die Kosten einer Betreuung belasten somit komplett das Familienbudget. Dass Angehörige da nach bezahlbaren Wegen suchen, darf ihnen niemand verdenken. Doch McPflege - schon der Name ist eine Zumutung - darf die Lösung nicht heißen. Denn nicht der Preis allein darf beim Umgang mit hilfsbedürftigen Menschen bestimmen, wer zum Zuge kommt. Pflege braucht messbare Standards, die mit verbindlichen Hausbesuchen auch überprüft werden müssen. Und sie erfordert ein differenziertes Angebot. Medizinische Leistungen und Hilfen bei der täglichen Hygiene allein sind noch keine Pflege. Dazu braucht es Ansprache, Kontakt und Zuwendung. Es wird Zeit, den engstirnigen Pflegebegriff zu überarbeiten.
Originaltext: Südwest Presse Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/59110 Pressemappe via RSS : feed://www.presseportal.de/rss/pm_59110.rss2
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