Börsen-Zeitung: Kluge Risikoaversion, Kommentar von Bernd Wittkowski zum Zwischenbericht und zur Strategie der Dresdner Bank
Geschrieben am 06-08-2007 |
Frankfurt (ots) - Der Zwischenbericht der Dresdner Bank ruft auf den ersten Blick Assoziationen an eine amerikanische Filmkomödie hervor: Liebling, wir haben die Bank geschrumpft. Dass die Allianz-Tochter Stellen streicht, ist ja leider nichts Neues. Dass aber die Risikoaktiva (wenn auch leicht) sinken, war zuletzt 2004 geschehen. Zudem schwimmt die grüne Bank selbst nach dem Aktienrückkauf vom Juli noch derart in Kapital, dass man fast glauben könnte, sie sei drauf und dran, allmählich den Geschäftsbetrieb einzustellen: auf gewaltige 15 Mrd. Euro beläuft sich der freie Risikokapitalpuffer. Obendrein zeugt der rückläufige Value-at-Risk des Handelsportfolios eher von Risikoaversion als von dem, was eine Bank nach traditionellem Verständnis eigentlich ausmacht: die Übernahme von Risiken. Nach einer Wachstumsstory sieht das alles nicht unbedingt aus.
Bei genauem Hinsehen zeigt sich indes, dass die Dresdner erstens mit dem defensiv anmutenden Vorgehen von Januar bis Juni eine geradezu ideal zum heutigen Marktumfeld passende Strategie verfolgt hat. Und dass sie sich zweitens durchaus auf Wachstumskurs befindet, wobei entscheidender Erfolgsmaßstab allerdings nicht das Volumen ist, sondern die Profitabilität.
Das aktuelle Zahlenwerk ist erkennbar geprägt vom sehr disziplinierten und konservativen Umgang mit Risiken. Die Dresdner, deren operative Zinsmarge gegenüber 2006 kräftig gestiegen ist, weicht manchem Geschäft bewusst aus, wenn es keinen nachhaltig auskömmlichen Ertrag verspricht. Sie pumpt die Bilanz nicht mit zweifelhaften Ersatzdebitoren auf, die keine Ertragsqualität bringen, sondern nur Masse - und die Wertberichtigungen von morgen. Das ist ein kluger Ansatz angesichts der vom US-Hypothekenmarkt ausgehenden, auf immer mehr Segmente der globalen Kapitalmärkte übergreifenden und mit einer grundsätzlichen Neubewertung von Risiken verbundenen Krise, die die Dresdner früh vorausgesagt hat.
Der Preis dieser Disziplin ist vor allem eine spürbare Delle im Handelsergebnis. Gleichwohl hat die Bank, die noch vor wenigen Jahren ein Sanierungsfall war, im ersten Halbjahr unterm Strich ein Rekordergebnis hingelegt und die maßgeblichen Profitabilitäts- und Effizienzkennziffern weiter deutlich verbessert. Jenseits von Zockerbuden und "Bad Banks" gibt es in diesen Tagen eben auch noch ein paar gute Nachrichten aus der Bankenwelt.
(Börsen-Zeitung, 7.8.2007)
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