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'Capital'-Interview mit dem russischen Oppositionsführer Garri Kasparow: Putin ist wie Stalin

Geschrieben am 12-08-2007

Köln (ots) - Präsident sei in Morde an Regime-Kritikern verwickelt
/ "Westen hat Putin eifrig dabei geholfen, sich die Taschen zu
füllen" / Geraschenko soll Präsidentschafts-Kandidat werden / "Merkel
ist der erste echte Mann in der G8-Runde"

Köln, 12. August 2007 - Mit drastischen Worten forciert der
russische Oppositionsführer Garri Kasparow seine Kritik am
amtierenden Präsidenten Wladimir Putin. "Das System Putin arbeitet
wie die Mafia - und wie früher das Regime Stalin", sagte der Chef des
Vielparteien-Bündnisses "Das andere Russland" im Interview mit dem
Wirtschaftsmagazin 'Capital' (Heft 18/2007, EVT 16. August). Dies
zeige sich bei den Morden an Regime-Kritikern wie dem Ex-KGB-Spion
Alexander Litwinenko oder der Journalistin Anna Politkowskaja. "Der
Führer sagt: Die Politkowskaja ist mir ein Dorn im Auge, ich will
nichts mehr von ihr hören. Und der Apparat löst das Problem." Zwar
wisse er nicht, ob Putin den ausdrücklichen Befehl zum Morden gegeben
habe, sagte Kasparow. "Klar ist aber, dass er dieses Handeln
toleriert und akzeptiert."

Darüber hinaus warf der Ex-Schachweltmeister Putin vor, sich mit
Hilfe seiner Politik persönlich zu bereichern. "Ob der Widerstand
gegen das US-Raketenschild, der Streit um Pipelines oder die
Sonderrolle bei den Konflikten im Iran oder dem Nahen Osten - es geht
nicht um nationale Interessen, sondern um individuelle Vorteile in
Form hoher Ölpreise." Der Präsident sei der reichste Mann Russlands
und habe erhebliches Vermögen im Westen deponiert. "Putin ist
Geschäftsmann, der Vorstandsvorsitzende der Russische-Elite-AG",
sagte Kasparow gegenüber 'Capital'.

Dem Westen warf der Oppositionspolitiker vor, er habe Putin eifrig
dabei geholfen, sich die Taschen zu füllen. "Die Staatschefs der
G7-Länder haben Putin jahrelang hofiert." Dagegen lobte Kasparow die
Haltung der amtierenden Bundeskanzlerin. "Mit Merkel bekommt Putin
endlich Gegenwind. Sie ist, wenn ich das so sagen darf, der erste
echte Mann in der G8-Runde."

Kasparow selbst will bei den Präsidentschaftswahlen im kommenden
Frühjahr nicht kandidieren. "Das ist höchst unwahrscheinlich", sagte
er gegenüber 'Capital'. Er halte den ehemaligen Zentralbank-Chef
Viktor Geraschenko für geeigneter. Dieser sei älter, polarisiere
nicht so stark und sei innerhalb von "Das andere Russland" besser als
Kompromiss-Kandidat durchsetzbar.

Für Rückfragen:
Claudio De Luca, Redaktion 'Capital', EU-Korrespondent, Tel.
0032-2-280-3171, E-Mail: delucca.claudio@capital.de

Originaltext: Capital, G+J Wirtschaftspresse
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/8185
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