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Boersen-Zeitung: Gedrängel an der Gasquelle, Kommentar zum Energiemarkt von Brunfrid Rudnick

Geschrieben am 21-04-2006

Frankfurt (ots) - Das Lamentieren über die exorbitant hohen
Ernergiepreise und der hilflose Ruf nach dem Eingreifen des Staates
lösen die sich verschärfenden Probleme bei der Versorgung mit Energie
nicht. Die erhoffte Stärkung des Wettbewerbs durch die nächsten
regulierenden Liberalisierungsschritte bringt keinen Kubikmeter mehr
Erdgas und keine Kilowattstunde mehr Strom zum Verbraucher. Bei allen
Gefahren, die von der akuten Verteuerung der Energierechnung für die
Konjunktur ausgehen, wirklich unter den Nägeln brennt uns die globale
Verknappung der Primärenergie.

Um den tatsächlichen Zustand und die Zukunft der globalen
Energiewelt zu erfassen, ist Realismus gefragt. Das hat uns vor
wenigen Tagen der Gazprom-Chef Alexej Miller recht drastisch vor
Augen geführt, als er drohte, der EU den Gashahn zuzudrehen, sollte
ihm durch politische Eingriffe der direkte Zugang zu diesem Markt
verwehrt werden.

Es ist kein Zufall, dass die Gazprom stattdessen ihre
Aufmerksamkeit neuen Kunden in China und Nordamerika schenken will,
denn der allgemeine Energiehunger beschleunigt den Wettbewerb um
Energiequellen. Und da geht es mit harten Bandagen zu.

Vor diesem Hintergrund wäre es segensreich, könnte sich nun auch
der Eon-Konzern (nach der BASF) in das sibirische Gasfeld Yuschno
Russkoje einkaufen. Der direkte Zugriff auf die Gasquellen der
Gazprom wird zwar die Abhängigkeit von Russland, dem Weltmarktführer
in der Energieversorgung, noch vergrößern. Russland deckt schon jetzt
jeweils ein Drittel des deutschen Gas- und des Ölverbrauchs. Doch es
führt kein Weg an zusätzlichen Importen auch aus Sibirien vorbei,
denn Europa muss eine Versorgungslücke schließen: Bis 2020 wird ein
Drittel mehr Gas gebraucht als heute.

Im Übrigen hat ein direktes Investment in Förderung und Transport
eine höhere Qualität als langfristige Lieferverträge, ganz abgesehen
davon, dass die Gazprom Unterstützung bei dringend notwendigen
Investitionen in die Infrastruktur braucht, um langfristig die
Lieferfähigkeit zu sichern. Der Charme für Gazprom: Eon bietet - wie
die BASF mit Wingas - einen direkten Zugang zum Gasmarkt durch
Beteiligungen in Mittel- und Osteuropa. Der bittere Beigeschmack des
Deals: Gazprom ist der verlängerte Arm des Staates.

Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=30377
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_30377.rss2

Rückfragen bitte an:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0


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