Der Tagesspiegel: Gefährlicher Störfall in bulgarischem Kernkraftwerk Experte: Bei Pumpenausfall am 1. März versagte die Schnellabschaltung
Geschrieben am 22-04-2006 |
Berlin (ots) - Wien - Im bulgarischen Kernkraftwerk Kosloduj ist es am 1. März dieses Jahres zu einem Störfall gekommen, der wesentlich gefährlicher war als bisher bekannt. Das berichtete der Berliner "Tagesspiegel am Sonntag" unter Berufung auf den bulgarischen Kernphysiker Gueorgui Kastchiev, der bis 2001 Leiter der bulgarischen Aufsichtsbehörde für das Kernkraftwerk war und heute im Institut für Risikoforschung der Wiener Universität arbeitet. Nach Angaben von Kastchiev habe nach dem Ausfall einer Hauptkühlmittelpumpe das Schnellabschaltsystem im Block Fünf der Anlage weitgehend versagt. Von den 60 Kontrollstäben, die zum Stopp der Kernspaltung benötigt werden, seien 22 in ihrer Aufhängung stecken geblieben. Darum habe es schließlich sechs Stunden gedauert, bis der Reaktor durch Beimengung eines chemischen Neutronenfängers im Kühlwasser heruntergefahren werden konnte. "Das zentrale Sicherheitssystem hat nicht funktioniert", erklärte Kastchiev im Gespräch mit dem Tagesspiegel, das entspreche einer Autofahrt mit Vollgas ohne Bremse. Das Versagen der automatischen Kontrollstabeinfuhr sei bei einem Reaktor dieses Typs (WWER 1000) besonders gefährlich, weil bei großen Leckagen die Kettenreaktion in der Uranladung binnen zwei Minuten gestoppt werden müsse, um ein Durchbrennen der Brennstäbe zu verhindern. Ohne die Schnellabschaltung, so Kastchiev, "hätte in diesem Fall niemand die Katastrophe aufhalten können". Die bulgarische Aufsichtsbehörde informierte die Internationale Atomenergie-Organisation verspätet über den Störfall und stufte ihn auf Level Null der achtstelligen internationalen Meldeskala ein, entsprechend einem "Ereignis mit geringer sicherheitstechnischer Bedeutung". Damit werde "die wahre Bedeutung des Störfalls völlig unterschätzt", kritisierte Reaktorexperte Kastchiev, der selbst 17 Jahre lang in der Anlage tätig war, in der 150 Kilometer nördlich der Hauptstadt Sofia an der Donau insgesamt vier Reaktoren sowjetischer Bauart betrieben werden. "Wenn so etwas passieren kann, stimmen alle Sicherheitsanalysen nicht mehr," warnte er. Die Behörde in Sofia gab trotz mehrerer Anfragen keine weitere Stellungnahme zu dem Vorfall ab.
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