Rheinische Post: Ein Zwangsjahr geht ins Leere
Geschrieben am 23-04-2006 |
Düsseldorf (ots) - Von Gregor Mayntz
Nur auf den ersten Blick scheint die Kindergarten-Pflicht sinnvoll: Fünfjährige mit Problemen bei Sprache und Gruppenverhalten könnten rechtzeitig fit für die Einschulung gemacht werden. Aber schon das Ergebnis von zehn Jahren Schulpflicht ruft Zweifel wach: 20 Prozent der jungen Leute sind demnach nicht ausbildungsfähig. Was also zwischen dem sechsten und sechzehnten Lebensjahr nicht gelingt, soll zwischen dem fünften und sechsten Jahr klappen? Die Kindergärtnerinnen werden sich zudem bedanken, wenn sie neben ihrem ohnehin stressigen Job in Gruppen mit rund 25 Kindern Einzelnen auch noch Intensiv-Sprachkurse erteilen und Fehl-Verhalten therapieren sollen. Was nicht integrierten Kindern vor allem fehlt, ist das Vorbild in der Familie. Gerade die Jüngsten lernen viel mehr von Eltern als von Gleichaltrigen und Fremden. Deshalb sind die Eltern der Schlüssel. Hier muss Politik ansetzen und zum Beispiel Unterstützung vom Integrations-Willen abhängig machen. Zudem: Sollen Fünfjährige aus Verweigerer-Familien ernsthaft von der Polizei ins Spielzimmer vorgeführt werden? Freiwilligkeit ist immer besser. Schon jetzt gehen weit über 90 Prozent in den Kindergarten. Um noch dichter an hundert zu kommen, sollte die Politik nicht an der Bevormundungs-, sondern an der Gebühren-Schraube drehen.
Originaltext: Rheinische Post Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=30621 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_30621.rss2
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