Weser-Kurier: Der "Weser-Kurier" (Bremen) kommentiert in seiner Ausgabe vom 20. August die Aufregung um eine erhöhte staatliche Parteienfinanzierung:
Geschrieben am 19-08-2007 |
Bremen (ots) - Popeliger Populismus Von Joerg Helge Wagner Von der "Bild am Sonntag" über den eher liberalen Bund der Steuerzahler und die Grünen bis hin zum linken Erwerbslosen-Forum ist man sich ungewohnt einig - kann es da überhaupt noch einen Zweifel an der Berechtigung dieser scharfen Kritik geben? Ja, es kann - es muss sogar. Denn das Gezeter darüber, dass die Fraktionen von Union und SPD das Gesetz ändern wollen, um für die Parteien höhere staatliche Zuschüsse zu erreichen, ist in hohem Maße hysterisch, populistisch, verlogen. Was wir hier sehen und hören, ist eine absehbar kurzlebige große Koalition der Bigotterie. Da wird so getan, als wollten sich die großen Volksparteien exklusiv maßlos bereichern, weil ihnen die Mitglieder davon laufen. Das ist schon deshalb Quatsch, weil erhöhte staatliche Zuschüsse natürlich allen Parteien - abgesehen von winzigen und deshalb bedeutungslosen Splittergrüppchen - zugute kämen. Insbesondere übrigens jenen, die wenig betuchte Mitglieder und kaum solvente Spender haben. Und natürlich solchen, denen die Ex-Mitglieder von Union und SPD zuwandern. Hier wäre als erste die Linkspartei zu nennen, die es wohl genau deshalb gestern ihren außerparlamentarischen Sympathisanten überließ, auf die Empörungspauke zu hauen. Da wurden dann munter Hartz-IV-Leistungen, Wirtschaftsförderung und politische Willensbildung gegeneinander aufgerechnet und ausgespielt. Ja, wie prima war das doch im real existierenden Sozialismus: Da gab es bekanntlich weder Langzeitarbeitslose noch einen individuellen politischen Willen, der zu bilden wäre, und Wirtschaftsförderung war angesichts der "volkseigenen Betriebe" reinste Sozialpolitik... Nun ist unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung, organisatorisch in höchst unterschiedlichen Parteien verankert, leider etwas komplizierter. Die staatlichen Zuwendungen an die Parteien dienen ja nicht dazu, dass davon "Kugelschreiber, Luftballons, Lollis und anderer Schnickschnack" gekauft werden, wie Ober-Steuerzahler Däke in fahrlässigem Populismus mosert. Finanziert wird eine gewisse Unabhängigkeit von Großspendern, aber auch ein Stück Sicherheit für all jene, die bei den Parteien oder deren Stiftungen ihren Lebensunterhalt verdienen - das sind nicht nur "Berufspolitiker", sondern Pförtner, Fahrer, Sekretärinnen, wissenschaftliche Mitarbeiter. Bleibt als Kritikpunkt die Tatsache, dass die Zuwendungen nun gleich um 15 Prozent erhöht werden sollen. Zum Abkühlen sollte man jedoch einmal die absoluten Zahlen betrachten: Statt der bislang zu erwartenden 141 Millionen Euro gäbe es ab 2008 eben 153 Millionen - für alle, wohlgemerkt! Das sind dann etwa 100 Euro, die der Staat pro Jahr für jeden Bürger ausgibt, der sich politisch in einer Partei engagiert. Was an dieser Summe "politisch pervers" sein soll, muss uns Grünen-Fraktionschef Fritz Kuhn einmal genauer erklären. Klar, in anderen Ländern zahlt der Staat den Parteien gar nichts - in den USA etwa. Abgesehen davon, dass dort ein anderes Wahlsystem gilt, das kleineren Parteien kaum eine Chance lässt: Hier müssen die Republikaner eben auf die Ölindustrie und die Demokraten auf Hollywood hoffen. Das kann man ja okay finden - wenn man es für eine modellhafte Alternative zur staatlichen Parteienförderung in Deutschland hält, sollte man es aber auch offen sagen.
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