Südwest Presse: Kommentar zu Landesbank Ausgabe v. 27.08.07
Geschrieben am 26-08-2007 |
Ulm (ots) - Gefühle spielen bei Bankgeschäften ja eine eher vernachlässigbare Rolle. Aber vermutlich hat Siegfried Jaschinski, der Chef der baden-württembergischen Landesbank, gestern dennoch insgeheim gejubelt. Einst als "Spätzlesbank" verhöhnt, musste seine LBBW die Sachsen LB vor dem Untergang retten. Sogar von Notsituation war am Wochenende die Rede. In der Rolle des Wohltäters kennt sich die Landesbank aus: Das Geldinstitut wurde 1818 von Königin Katharina von Württemberg "zum Wohle der ärmeren Bevölkerungsschichten" gegründet. Doch Jaschinski dreht an einem viel größeren Rad: Die ebenfalls angeschlagene West LB soll unter die Fittiche der Schwaben. Daraus würde die zweitgrößte Bank Deutschlands entstehen. Vielleicht wäre dies aber des Guten zu viel. Noch ist nicht geklärt, welche finanziellen Löcher sich bei Sachsen und West LB auftun. Auf die Finanzaufsicht scheint bei einer Einschätzung kein Verlass zu sein. In der Vergangenheit wurden Probleme nicht erkannt. Oder nicht genannt: Wenn es stimmt, dass die Bankaufsicht bereits seit 2004 von den Schwierigkeiten der Sachsen LB wusste, ist es ein Skandal. Die Kontrolle funktioniert augenscheinlich nicht, die Zuständigkeit von Aufsicht und Bundesbank ist ungeklärt. Bislang hat Jaschinski mit seinem konservativ, sicherheitsorientierten Handeln triumphiert. Er sollte auch im Übernahmerausch cool bleiben.
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