Weser-Kurier: Der "Weser-Kurier" (Bremen) kommentiert in seiner Ausgabe vom 27. August 2007 die Spionagevorwürfe gegen China:
Geschrieben am 26-08-2007 |
Bremen (ots) - Piraten aus Peking Von Joerg Helge Wagner Staaten haben keine Freunde, sie haben nur Interessen - diese Einsicht Charles de Gaulles sollte Angela Merkel immer im Hinterkopf haben, wenn sie sich ab heute mit der chinesischen Führung trifft. Wahrscheinlich braucht die kühle Kanzlerin diesen Rat gar nicht: Bilaterale Beziehungen nach Westen oder Osten hat sie bislang nie unter dem wolkig-emotionalen Begriff "Freundschaft" gepflegt - Bush jr. und Putin wären dafür Kronzeugen. Mit den Herren Hu Jintao und Wen Jiabao verbindet sie zudem weder ein Bündnis noch die gegenseitige Kenntnis der Muttersprache - beste Voraussetzungen für eine sehr reale Politik gegenüber dem "Reich der Mitte". Die jüngsten Spionagevorwürfe gegen das Regime in Peking werden die deutsch-chinesischen Gespräche nicht übermäßig belasten - die Liste kritischer Punkte ist ohnehin lang genug: Klimaschutz, Menschenrechte, Taiwan und Tibet, Produktsicherheit, Schutz geistigen Eigentums. Natürlich hat die Bundesregierung die jüngsten Enthüllungen des "Spiegel" aus diplomatischer Rücksicht gestern nicht offiziell bestätigt; natürlich hat die chinesische Botschaft sofort alles empört abgestritten. Das Dementi - natürlich unter Beschwörung des "freundschaftlichen Kontakts" - wirkt wie eine Bestätigung. Es passt einfach zu gut ins Bild, um völlig unmöglich zu sein. Dass beim Geschäft die viel beschworene "Freundschaft" aufhört, ist ja nicht einmal so schlimm - Wirtschaftsspionage ist schließlich keine chinesische Erfindung. Alarmierend sind jedoch mittlerweile das Ausmaß und die Dreistigkeit, mit der ausgespäht und abgekupfert wird. Verfassungsschutz-Vize Remberg bestätigt, dass im Regierungsviertel fast täglich verseuchte elektronische Post eintrifft - mit Absendern in Peking, Kanton, Lanzhou. Sein baden-württembergischer Kollege Schmalzl ergänzt, dass 60 Prozent der Verdachtsfälle etwas mit China zu tun hätten. Ex-Verfassungsschutzchef Hellenbroich sagt, dass das schon seit vielen Jahren so gehe. Höchste Zeit also, Höflichkeit hintan zu stellen. Die Volksrepublik China ist kein "Freund", sie ist Handelspartner und Konkurrent. Als erster ist sie auf Augenhöhe, aber trotz ihrer gewaltigen Devisenreserven nicht überlegen: Man braucht sich gegenseitig in Asien und in der EU. Als Konkurrent hinkt sie technologisch wie qualitativ weit hinterher - was ihre aggressive Wissbegier erklärt, aber natürlich nicht entschuldigt. Noch immer erhält China allein aus Deutschland 60 Millionen Euro Entwicklungshilfe pro Jahr. Weil das humanitär richtig und globalpolitisch nützlich ist, sollte man daran auch nicht rütteln - aber man kann durchaus daran erinnern. Auch in Peking.
Originaltext: Weser-Kurier Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30479 Pressemappe via RSS : feed://www.presseportal.de/rss/pm_30479.rss2
Pressekontakt: Rückfragen bitte an: Weser-Kurier Produzierender Chefredakteur Telefon: +49(0)421 3671 3200 chefredaktion@btag.info
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
88888
weitere Artikel:
- WAZ: Wirtschaftsspionage aus Peking: Herausforderung China - Kommentar von Angela Gareis Essen (ots) - Im kommenden Jahr wird China voraussichtlich Deutschland als Exportweltmeister ablösen, und immer besser versteht man, warum. Die Enthüllung der chinesischen Wirtschaftsspionage bis ins Kanzleramt überrascht kaum noch. Mit geistigem Diebstahl im Ausland und brutaler Ausbeutung im Inland betreibt die Volksrepublik ihr rasantes Wachstum. Demokratien sind eingeschränkt wettbewerbsfähig, und hier liegen die schwer kalkulierbaren Risiken der Globalisierung. China führt beispielhaft vor Augen, dass die Globalisierung nicht nur mehr...
- WAZ: Diskussion über Rechtsradikale: NPD-Verbot als Placebo für die Politik - Leitartikel von Hendrik Groth Essen (ots) - Es ist ja keine Frage, dass die pure Existenz der NPD eine Schande ist. Auch außerhalb jeder Diskussion ist, dass der Rechtsextremismus in seinen widerlichen Schattierungen schwer zu ertragen und dass es geboten ist, mit dem Gesetz gegen Straftäter aus dem braunen Sumpf vorzugehen. SPD-Chef Beck springt aber zu kurz, wenn er nach den neuesten ausländerfeindlichen Überfällen in Ost und West ein erneutes Verbotsverfahren gegen die NPD fordert. Das Problem Fremdenhass ist in Deutschland mittlerweile so schwierig in den Griff mehr...
- Stuttgarter Nachrichten: zu Übernahme der SachsenLB durch die LBBW: Stuttgart (ots) - Nein, von einer Hochzeit im Himmel ist dieses Mal nicht die Rede. Seit der gescheiterten Übernahme von Chrysler durch Daimler ist der Bedarf der Region Stuttgart an visionären Übernahmen auch gedeckt. Das Rad, das die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) mit der Übernahme der krisengeschüttelten SachsenLB dreht, ist zwar kleiner. Doch niemand kann ausschließen, dass sich auch die LBBW mehr schwächt, als dies einem Wettbewerber je gelingen könnte. Denn sie bekommt für ihr Geld kaum Größe, aber unübersehbare Risiken. Auch mehr...
- Rheinische Post: SPD: Volles Risiko bei Schulreform Düsseldorf (ots) - Von Gerhard Voogt Die NRW-SPD hat beschlossen, nach einem Wahlsieg das dreigliedrige Schulsystem in NRW abzuschaffen. Die SPD-Vorsitzende Hannelore Kraft nennt Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) einen "Hasenfuß", weil der nicht den Mumm habe, die nötigen Reformen anzugehen. Typisch Kraft. Ihr Motto lautet "klare Kante." Die SPD-Chefin macht keinen Hehl aus ihrer Position. Die Gemeinschaftsschule, die Gymnasium, Realschule und Hauptschule vorerst in gestutzter Form überleben lässt, sei nur ein Kompromiss. Ziel mehr...
- Rheinische Post: Heikle China-Reise Düsseldorf (ots) - Von Stefan Reker Bundeskanzlerin Angela Merkel hat bei ihren Auslandsreisen gezeigt, dass sie sich nicht scheut, Auge in Auge mit ihren Amtskollegen auch brisante Fragen offen anzusprechen - insbesondere bei Verstößen gegen die Menschenrechte. Dem US-Präsidenten Bush ersparte sie das Thema Guantanamo so wenig wie dem russischen Präsidenten Putin das Thema Tschetschenien. Die Kombination von weiblichem Charme und Verzicht auf Imponiergehabe einerseits mit dem Mut zu streitigen Gesprächen andererseits scheint ein mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|