 Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Thema Pfleger als Ärzte
Geschrieben am 27-08-2007 |
Bielefeld (ots) - Beim Blutabnehmen machen viele Arzthelferinnen
ihrem Chef 'was vor. Sie zapfen schmerzfreier - weil sie es ständig
tun, weil sie Routine haben. Darum wird kaum ein Patient darauf
bestehen, vom Arzt persönlich zur Ader gelassen zu werden.
Ganz anders im Operationssaal. Hier erwarten wir selbstverständlich,
dass nur Ärzte Hand an uns anlegen. Natürlich bedient im OP ein
Techniker die Herz-Lungenmaschine, und natürlich schließt eine
OP-Schwester die Infusion an. Aber in dem Moment, in dem geschnitten
wird, verlassen wir uns darauf, dass das ein erfahrener Mediziner
tut.
Tut er aber nicht. Jedenfalls nicht überall. Im
Schüchtermann-Herzzentrum Bad Rothenfelde entnehmen speziell
ausgebildete Pfleger Beinvenen, aus denen Bypässe gemacht werden.
Selbst wenn die Klinik von tausenden erfolgreicher Operationen
spricht - ein Unbehagen bleibt. Denn wenn wir Patienten das so
einfach hinnehmen, wird es nicht beim Entnehmen von Venen bleiben.
Vielleicht droht uns dann ja ein ganz neuer Beruf: »Dr. med. Light«,
nach drei Jahren Lehrzeit.
Kranke sollten sich nicht scheuen, vor planbaren Operationen
nachzufragen, wer im OP steht. Und im Zweifelsfall eine andere Klinik
aufsuchen.
Originaltext: Westfalen-Blatt
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