LVZ: Die Leipziger Volkszeitung zur Koalitionskrise in Sachsen/Milbradt -
Geschrieben am 03-09-2007 |
Leipzig (ots) - Von Bernd Hilder. Wenn es politisch für ihn eng wird, kann Sachsens Ministerpräsident Georg Milbradt zu Höchstform auflaufen. Als ihn das Ehepaar Biedenkopf einst als Minister aus dem Kabinett warf, zeigte Kämpfer Milbradt König Kurt, was eine Harke ist - und wurde gegen dessen Willen und Taten sein Nachfolger. Jetzt ist es wieder soweit: Milbradt muss alle seine politischen Kräfte aufbieten, um sich nach umstrittenen Kreisreform-Plänen, einem zur Aktenaffäre ausgetrockneten Sachsensumpf, bundesweit über das Ziel hinausschießender Mügeln-Berichterstattung und dem Debakel der SachsenLB inklusive Minister-Rücktritt im Amt halten zu können. Sein gefährlichster Gegner ist dabei der unzuverlässige, ein taktisches Doppelspiel treibender Koalitionspartner SPD. Aber auch Frustration und Tatenlosigkeit der eigenen Gefolgschaft setzen ihm zu. Nur wenn er in zwei Wochen mit einem akzeptablen Ergebnis als CDU-Chef wiedergewählt wird, kann er die Krise mit einem blauen Auge überstehen. Dafür stehen die Chancen gar nicht so schlecht. Milbradts größter Trumpf ist zurzeit seine relative Alternativlosigkeit innerhalb der eigenen Partei. Manche Christdemokraten wünschen sich Kultusminister Flath als Milbradts Nachfolger, manche Merkels Kanzleramtsminister de Maiziere. Beide sind geeignet und trauen es sich zu. Aber sie neigen nicht zu kurzfristigen Putsch-Abenteuern mit ungewissem Ausgang. Zudem stellte sich die Frage: Nachfolger wofür? Nur als Parteichef, was de Maiziere kaum mit seinem derzeitigen Amt verbinden könnte. Oder (auch) als Ministerpräsident, was Verhandlungen mit der SPD voraussetzte. So bleibt vorerst die spannendste Frage in der Union, wie groß der mögliche Denkzettel für Milbradt auf dem Landesparteitag ausfallen wird - und wie sehr er und sein zunehmend unauffälliger Generalsekretär Kretschmer die Situation beruhigen können. Ist die sächsische Union verunsichert, so wirkt die kleine SPD geradezu desorientiert und gespalten. Nicht wenige würden die aktuellen Turbulenzen am liebsten ausnutzen, um aus der Koalition zu fliehen. Aber anders als zum Beispiel in Berlin, wo Wowereit eine Bankenkrise nutzte, um die CDU abzuservieren und selbst Regierender Bürgermeister zu werden, liegen die Dinge in Sachsen anders: Zwar sitzen hier genauso wie einst in Berlin maßgebliche Genossen in den Aufsichtsgremien der Skandalbank, wegen ihrer Kleinheit hätte die SPD aber selbst nach einem Koalitionsbruch keine Chance, den Ministerpräsidenten zu stellen. Viele in der SPD sind wütend, weil sie als Neun-Prozent-Regierungspartei inhaltlich nicht viel durchsetzen können, während Parteichef Jurk meistens schweigt und die auseinanderstrebenden Genossen kaum noch disziplinieren kann. Derart zwischen Dienstwagen und Barrikade hin- und hergerissen, hilft sich die SPD zwar nicht selbst auf die Beine, spielt dafür aber den Linken - und vielleicht sogar der NPD - in die Hände, die genüsslich auf den Dresdner Theaterdonner zeigen. Mit den heftigen Attacken des meist im Verborgenen und demnächst abtretenden SPD-Fraktionschefs Weiss auf den Regierungspartner CDU empfiehlt sich die SPD als zukünftige Oppositionspartei - oder Juniorpartner der Linken.
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