(Registrieren)

Börsen-Zeitung: EZB muss Prioritäten setzen, Kommentar von Jürgen Schaaf zu dem am Donnerstag anstehenden Zinsentscheid der Europäischen Zentralbank

Geschrieben am 05-09-2007

Frankfurt (ots) - Die Währungshüter der Europäischen Zentralbank
(EZB) stehen vor einem Dilemma. Bei dem heute anstehenden
Zinsentscheid dürften die Notenbanker, die in Frankfurt
zusammenkommen, sich vor allem mit zwei Risiken auseinandersetzen,
die es scharf voneinander abzugrenzen gilt.

Erstens kommen die Finanzmärkte nicht zur Ruhe. Die
Liquiditätsengpässe in Europa infolge des amerikanischen
Hypothekenschlamassels sind trotz der umfangreichen Finanzspritzen
der EZB nicht behoben worden. Die Situation hat sich sogar eher
verschärft als entspannt. Eine Zinserhöhung in diesem Umfeld könnte
dramatische Folgen für das Finanzsystem haben.

Zweitens bleibt die wirtschaftliche Entwicklung im Euroraum nach
allen derzeit vorliegenden Daten robust. Wahrscheinlich ist der
Höhepunkt des Zyklus zwar überschritten. Ein realwirtschaftlicher
Schaden infolge der Liquiditätsklemme ist aber bislang nicht in
Sicht. Die Gefahren für die Preisstabilität im Euroraum sind moderat,
aber nicht gebannt. Eine Zinserhöhung, wie noch im August von
EZB-Präsident Jean-Claude Trichet für September in Aussicht gestellt,
wäre entsprechend vertretbar.

Was soll die Notenbank also tun? Zunächst sind klare Prioritäten
zu setzen. Wenn die akuten Probleme nicht gelöst werden, kann man
sich die Auseinandersetzung mit den mittel- bis langfristigen Risiken
einer leicht beschleunigten Inflation getrost schenken. Schließlich
geht es um die Funktionsfähigkeit des gesamten Finanzsystems. Ein
Ausweiten der Vertrauenskrise im Interbankenmarkt auf die
Realwirtschaft hätte schlicht und ergreifend verheerende Folgen.
Insofern muss die EZB zuvorderst den nach wie vor vom Austrocknen
bedrohten Geldmarkt mit Liquidität bewässern, falls nötig sogar
aggressiver als bisher und auch durchaus mit gelockerten Kriterien
für Sicherheiten im Refinanzierungsgeschäft der Banken.

Sollte diese Krise ausgestanden sein - was sicherlich nicht schon
in vier Wochen der Fall sein wird -, können sich die Währungshüter
wieder mit dem Fine Tuning der Inflation intensiv befassen und dann
auch, wenn nötig, die geldpolitische Straffung fortsetzen. Für die
heutige Sitzung gilt jedoch: Den Leitzins unverändert bei 4% belassen
und die anhaltenden Blockaden im Finanzsystem konstruktiv und
offensiv angehen.

(Börsen-Zeitung, 6.9.2007)

Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30377
Pressemappe via RSS : feed://www.presseportal.de/rss/pm_30377.rss2

Pressekontakt:
Rückfragen bitte an:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

91078

weitere Artikel:
  • Supermicro Stellt Quad-Core Quad-Prozessor Server vor San Jose, Kalifornien (ots/PRNewswire) - - Energieeffiziente 1HE, 2HE & 4HE SuperServer bieten mit den neuen INTEL(R) XEON(R) 7300 Quad-Core Prozessoren bahnbrechende Performance pro Watt Super Micro Computer Inc.(Nasdaq: SMCI), ein führender Hersteller von anwendungsoptimierten, leistungsstarken Serverlösungen hat heute die Verfügbarkeit der branchenweit ersten Reihe von Quad-Core, Quad-Prozessor Servern bekannt gegeben. Supermicros neue Servermodelle 8015C-T, 8025C-3R und 8045C-3R bieten einen grösseren Memory Footprint, verbesserte mehr...

  • JOGO Media gewinnt Mediengruppe als neuen Investor Düsseldorf/New York (ots) - JOGO Media Inc., ein auf In-Game Werbung spezialisiertes Unternehmen mit Sitz in New York, kooperiert künftig eng mit der größten Schweizer Medien-Gruppe Goldbach Media. Über ihre Tochtergesellschaft game mediarep AG beteiligt sich Goldbach Media mit 25 % an der amerikanischen JOGO Media. Beide Unternehmen können somit ihre Stellung im stark wachsenden In-Game Werbemarkt weiter ausbauen. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Angesichts der wachsenden Attraktivität von Werbung innerhalb von mehr...

  • Fast 38% weniger Baugenehmigungen im 1. Halbjahr 2007 Wiesbaden (ots) - Wie das Statistische Bundesamt mitteilt, wurden von Januar bis Juni 2007 in Deutschland der Bau von 87 600 Wohnungen genehmigt. Das waren 37,9% oder 53 300 Baugenehmigungen weniger als im Vorjahreszeitraum. Bei den genehmigten Wohnungen handelt es sich bei 76 400 um Neubauwohnungen in Wohngebäuden (- 38,3% gegenüber dem Vorjahreszeitraum). Der Rückgang von Baugenehmigungen für Wohnungen in Ein- und Zweifamilienhäusern ist dabei mit - 46,8% und - 49,6% deutlich höher ausgefallen als die Abnahme um - 17,8% bei der Genehmigung mehr...

  • Rohstahlproduktion im August 2007 bei 3,97 Millionen Tonnen Wiesbaden (ots) - Die deutschen Hüttenwerke haben im August 2007 2,65 Millionen Tonnen Roheisen und 3,97 Millionen Tonnen Rohstahl hergestellt. Wie das Statistische Bundesamt mitteilt, produzierten sie damit 4,0% mehr Roheisen und 2,4% mehr Rohstahl als im August 2006. Gegenüber Juli 2007 erhöhte sich die Produktion bei Roheisen um 0,5% und nahm bei Rohstahl um 0,6% ab, kalender- und saisonbereinigt (Berliner Verfahren 4.1 – BV 4.1) ergab sich bei der Rohstahlproduktion im Vergleich zum Juli 2007 eine Zunahme um 2,2%. In den ersten mehr...

  • 29 000 Schwangerschaftsabbrüche im zweiten Quartal 2007 Wiesbaden (ots) - Im zweiten Quartal 2007 wurden dem Statistischen Bundesamt rund 29 000 Schwangerschaftsabbrüche in Deutschland gemeldet und damit 4,0% (- 1 200) weniger als im zweiten Quartal 2006. Knapp drei Viertel (72%) der Frauen, die Schwangerschaftsabbrüche durchführen ließen, waren zwischen 18 und 34 Jahren alt, 16% zwischen 35 und 39 Jahren. 7% der Frauen waren 40 Jahre und älter. Bei den unter 18-Jährigen (Anteil von gut 5%) ging die Anzahl um rund 6% (- 103) im Vergleich zum entsprechenden Vorjahresquartal zurück. 41% der Schwangeren mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht