Wiesbadener Kurier: Kommentar zu Geburtenzahlen
Geschrieben am 10-09-2007 |
Wiesbaden (ots) - Die jüngsten Zahlen zu den Geburten in Deutschland zeigen vor allem eins: Nach Einführung des Elterngeldes und der geplanten Verbesserung der Kleinkinderbetreuung werden sich die Familienpolitiker nicht auf dem Erreichten ausruhen können. Die Deutschen dazu zu bewegen, wieder mehr Kinder zu bekommen, wird eine ausgesprochen schwierige Aufgabe, die mit zwei, drei neuen Gesetzen nicht getan sein dürfte. Seit Jahren schon sind die Kindergenerationen um rund ein Drittel kleiner als die ihrer Eltern. In den sozialen Sicherungssystemen sind die negativen Folgen dieser Entwicklung bereits zu spüren. In anderen Bereichen von Gesellschaft und Wirtschaft wird es wahrscheinlich nicht mehr lange dauern, bis Kinder für ihre Eltern, beziehungsweise für deren Reproduktionsverhalten, haften müssen.
Fast alle Industrienationen sind mit dem Phänomen der sinkenden Kinderzahlen konfrontiert. Doch ein Teil des Problems in Deutschland, das zu den am schnellsten vergreisenden Ländern der Erde gehört, ist hausgemacht. Nach der Perversion der Bevölkerungspolitik in der NS-Zeit samt derem einseitig ideologisiertem Mütter- und Familienbild taten sich deutsche Nachkriegspolitiker viel zu lange viel zu schwer, in diesem Bereich aktiv zu werden. Familienpolitik, die es sich offen zum Ziel setzt, dass wieder mehr Kinder geboren werden, hat ihren Hautgout noch nicht lange verloren. Folglich ist der Nachholbedarf enorm.
Vor allem das deutsche Steuerrecht gehört endlich zugunsten von Familien mit Kindern umgestaltet, um unerwünschte finanzielle Umverteilungsprozesse in der Gesellschaft zu stoppen. Alle neuen Gesetze müssen auf den Familien-TÜV, um zu verhindern, dass Benachteiligungen entstehen. Kinder sind wunderbar, das Beste im Leben ihrer Eltern, doch wenn mit ihnen in Deutschland weiterhin ein hohes Armutsrisiko verbunden bleibt, werden sich viele junge Menschen auch weiterhin gegen Kinder entscheiden. Nicht ohne Grund sind die großen Familien mit drei oder mehr Kindern fast völlig aus unserer Gesellschaft verschwunden. Wenn der Staat hier die Weichen konsequent richtig stellt, kann er darauf hoffen, dass allmählich auch andere Bereiche wie die Arbeitswelt kinderfreundlicher werden.
Originaltext: Wiesbadener Kurier Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/64428 Pressemappe via RSS : feed://www.presseportal.de/rss/pm_64428.rss2
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