Börsen-Zeitung: Kein Grund zum Jubeln, Kommentar von Silke Stoltenberg zur jüngsten Rekordfahrt und zu den Aussichten des Euro
Geschrieben am 12-09-2007 |
Frankfurt (ots) - Der Euro hat sich zum Profiteur der Subprime-Krise gemausert und seine Ende Juli unterbrochene Rekordfahrt fortgesetzt. Damit hat sich das Blatt bei den Devisen im Vergleich zum August komplett gewendet. Obwohl die Wurzeln des Hypotheken-Übels in den Vereinigten Staaten stecken, hatten die Anleger durch Kapitalrückführungen den Dollar zu Beginn der Marktunruhen in die Höhe getrieben. Nun dagegen steht den Investoren vor allem die Furcht vor einem Einbruch der US-Konjunktur durch das Desaster am Immobilienmarkt ins Gesicht geschrieben. Seit dem überraschenden Rückgang der Beschäftigungszahl - zum ersten Mal seit vier Jahren - wuchern zudem wilde Spekulationen über kräftige Zinssenkungen der US-Notenbank als lebenserhaltende Maßnahme für die Wirtschaft.
Die seit August sprunghaft gestiegene Nervosität der Anleger ist auch der Grund dafür, warum der Yen so kräftig zulegen konnte. Denn Anleger lösen Carry Trades auf, was eine starke Nachfrage nach der japanischen Finanzierungswährung dieser spekulativen Geschäfte nach sich zieht. Der Rücktritt von Ministerpräsident Shinzo Abe ließ den Yen jedoch zeitweise wieder schwächeln.
Dem Euro dagegen bescheinigen Währungsexperten eine rosige Zukunft. Er könnte sich auf bis zu 1,44 Dollar in den nächsten Monaten verteuern, schwärmen Optimisten. Antriebskraft für einen Höhenflug wäre in erster Linie eine andauernde Schwäche beim Greenback. Sollte die Fed tatsächlich die geldpolitischen Zügel lockern, würde die US-Währung ihren Sex-Appeal durch den Zinsvorsprung verlieren. Der Euro könnte dagegen anziehender werden, da die für September geplante Zinserhöhung momentan als aufgeschoben, aber nicht aufgehoben gilt.
Aber - die Prognosen der Analysten für die Gemeinschaftswährung sind kein Grund zum Jubeln. Denn mit großer Wahrscheinlichkeit wird die Wirtschaft der Eurozone nicht wie die Währung als Krisenprofiteur dastehen - im Gegenteil. Die Ängste der Anleger vor einer Rezession in den USA mögen übertrieben sein - noch ist aber völlig unklar, ob und welche Rückstöße der Weltkonjunktur durch die Turbulenzen an den Finanzmärkten, die Klemme bei den Interbankenkrediten und neue Subprime-Hiobsbotschaften drohen. Die zunehmend besorgten Töne von Notenbankern und Politikern sprechen Bände!
(Börsen-Zeitung, 13.9.2007)
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