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Was ist gerecht?

Geschrieben am 13-09-2007

Hamburg (ots) - GEO-Umfrage erbringt überraschende Ergebnisse. Die
Oktober-Ausgabe von Deutschlands größtem freiverkäuflichen
Monats-Magazin widmet sich in 20 Geschichten dem Menschheitsthema
Gerechtigkeit

Deutschland ist ungerecht! Dieser Ansicht sind die meisten
Deutschen. Dies ergab eine repräsentative Umfrage der Zeitschrift GEO
und der Humboldt-Universität Berlin im Sommer 2007. Und: Die
Deutschen haben den Eindruck, dass die Verhältnisse in ihrem Land
immer ungerechter werden. Nur knapp die Hälfte der Bürger glaubt
heute noch, dass Begabung und Intelligenz belohnt werden - deutlich
weniger als im Jahr 1991. Dies ergeben Vergleichszahlen aus einem
seit 17 Jahren laufenden Forschungsprojekt der Universität.

Die GEO-Redaktion hat - in Zusammenarbeit mit dem "International
Social Justice Project" der Humboldt-Universität Berlin - 1.019
repräsentativ ausgewählte Deutsche zu ihrem Gerechtigkeitsempfinden
befragt. Die Ergebnisse der Umfrage stellt GEO in seiner
Oktober-Ausgabe vor. Das Heft, zugleich Jubiläumsausgabe zum 31.
Geburtstag des Magazins, widmet sich auf 248 Seiten in 20 Beiträgen
ausschließlich dem Thema "Gerechtigkeit".

Das Thema "Gerechtigkeit" treibt die Deutschen um

Wie die Umfrage zeigt, gehört "Gerechtigkeit" in Deutschland
derzeit zu den bestimmenden Fragen beim Nachdenken über unsere
Gesellschaft: 85 Prozent der Befragten gaben an, sich mit diesem
Thema auseinanderzusetzen. Als besonders ungerecht wird die
Verteilung der Reichtümer angesehen. 82 Prozent finden, dass
"Einkommen und Vermögen in Deutschland ungerecht verteilt sind".
Unmut herrscht vor allem über die als exorbitant empfundenen Gehälter
für Spitzenmanager. Die gefühlte Ungleichverteilung hat einen realen
Hintergrund: In der Tat haben sich Einkommens- und
Vermögensverhältnisse in den vergangenen Jahren deutlich zugunsten
der reichsten zehn Prozent verschoben.

Votum für einen starken Sozialstaat

Klar wird in der Umfrage auch: Die Deutschen wünschen sich einen
Staat, der mehr soziale Verantwortung übernimmt. Auffällig ist, dass
Ostdeutsche höhere Ansprüche an den Sozialstaat stellen als
Westdeutsche. In einem überraschend deutlichen Votum plädiert eine
große Mehrheit (Westdeutschland: 75 Prozent; Ostdeutschland: 88
Prozent) dafür, dass "der Staat für alle, die arbeiten wollen, einen
Arbeitsplatz zur Verfügung stellen" sollte. Nahezu ebenso viele
Menschen sind der Ansicht, die Regierung müsse "für alle Menschen
einen Mindestlebensstandard garantieren". Der Aussage "Der Staat
sollte eine Obergrenze für die Einkommenshöhe festsetzen" stimmen im
Westen 41 Prozent, im Osten sogar 57 Prozent der Befragten zu.

Gefühlte Ungerechtigkeit beginnt in Deutschland bereits bei
ungleichen Startchancen. Weniger als ein Drittel der Deutschen
glaubt, dass in ihrem Land alle Menschen die gleichen Chancen haben,
vorwärts zu kommen. Für mehr Chancengleichheit fordert eine wiederum
große Mehrheit (86 Prozent im Osten, 78 Prozent im Westen des
Landes), dass "die Betreuung in Krippen und Kindergärten
grundsätzlich kostenlos" sein sollte. Lediglich 34 Prozent der
Deutschen halten hingegen das Bildungswesen für ungerecht - obwohl
ausgerechnet hier die Ungleichheit am stärksten fühlbar sein könnte
und obwohl das deutsche Schulsystem im internationalen Vergleich als
extrem unfair dasteht.

Ablehnung der Erbschaftssteuer

Grenzen für die Einmischung des Staates ziehen die Deutschen beim
Erbschaftsrecht. Nur eine Minderheit sieht in der Erbschaftssteuer
ein geeignetes Instrument, die als ungerecht empfundene
Vermögensverteilung auszugleichen. Mehr als die Hälfte der von GEO
Befragten fordert dagegen, die Erbschaftssteuer komplett
abzuschaffen.

Generationengerechtigkeit: Erblasten für die Jungen

Schon jetzt wird jeder sechste Steuer-Euro für Zinsen ausgegeben.
Viele halten die Überschuldung des Staates für ein Unrecht gegenüber
nachfolgenden Generationen. Der Aussage "Junge Menschen haben heute
weniger Chancen als ihre Eltern und Großeltern" stimmen in der Gruppe
der über-60-Jährigen im Osten 64 Prozent, im Westen 47 Prozent zu.
Und viele sind bereit, zu verzichten: "Zugunsten unserer Kinder und
Enkel müssen wir uns mehr einschränken" sagen in Ostdeutschland 49
Prozent der 35- bis 59-Jährigen, in Westdeutschland 61 Prozent; und
52 bzw. 53 Prozent der 60- bis 92-Jährigen. Mehr als 50 Prozent der
Befragten fordert höhere Steuern für Kinderlose; diese werden von der
Mehrheit als der Gesellschaft gegenüber "verantwortungslos"
wahrgenommen - erwartungsgemäß überwiegend von Menschen mit Kindern.

Einige weitere Themen in der Oktober-Ausgabe von GEO: Wie ist
unsere Welt verfasst? Essays der Schriftstellerin Juli Zeh; des
Pädagogen Hartmut von Hentig; des Oberstaatsanwaltes Detlev Mehlis;
des Leiters der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen, Hubertus Knabe;
des Sprechers der "Selbsthilfe Eschede", Heinrich Löwen, u. a. +++
Der bessere Egoist - Was Wirtschaftswissenschaftler, Neurologen und
Anthropologen am Institut für empirische Wirtschaftsforschung in
Zürich über die Fähigkeit des Menschen zur Fairness herausgefunden
haben +++ "Komm, wir machen halbe-halbe" - Kinder und ihr
Gerechtigkeitsgefühl +++ Die bittere und die reiche Ernte - Was
Globalisierung für die Bauern in Indien bedeutet; und in den USA +++
Ein Millionär gibt zurück - Mohamed Ibrahims Preis für gute
Regierungsführung +++ Wie gerecht sind 1.250 Euro? - Ein
Krankenschwestern-Gehalt in der Leistungsgesellschaft +++ Über den
Wandel des Leistungsbegriffs - Interview mit dem Soziologen Sighard
Neckel +++ Utopia im Wald - die gerechten Kommunarden von Twin Oaks,
Virginia +++ Schuld ohne Sühne - Wie lebt das kambodschanische Volk
mit seinen Massenmördern? +++ Schiedsrichter Merk - die Kunst der
Neutralität +++ Mittelalterjustiz - schuldige Schweine und kriminelle
Ratten +++ Das billige Hemd - Wie verantwortlich sind
Supermarktkunden für die Lage chinesischer Schneiderinnen?

Die Oktober-Ausgabe von GEO erscheint zum Preis von 6 Euro am 14.
September.

Unter www.geo.de/presse-download finden Sie das aktuelle Heftcover
und ausgewählte Illustrationen zur Umfrage zum Download.

Originaltext: Gruner+Jahr, GEO
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/7861
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_7861.rss2

Pressekontakt:
Maike Pelikan
GEO Marktkommunikation
Tel.: 040/3703-2157, Fax: 040/3703-5683
E-Mail: pelikan.maike@geo.de
GEO im Internet: www.GEO.de


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