Westdeutsche Zeitung: Flugzeugabschüsse = von Wolfgang Radau
Geschrieben am 16-09-2007 |
Düsseldorf (ots) - Einschätzungen wie die des Innenministers Schäuble zur Gefahr eines nuklearen Angriffs und Entdeckungen wie die einer Bomben-Werkstatt im Sauerland lassen vermuten: Auch Deutschland befindet sich voll im Fokus unberechenbarer islamistischer Terroristen. Die Frage, ob unsere Gesetzgebung auf alle Eventualitäten eingerichtet ist, oder ob Änderungen am Grundgesetz notwendig sind, gehört auf die Tagesordnung des Bundestages - und zwar dringlich. Die Bekundung des Verteidigungsministers Jung, notfalls entgegen dem Beschluss des Bundesverfassungsgerichts freihändig und ohne Rechtsgrundlage ein als Terrorwerkzeug entführtes Verkehrsflugzeug abschießen zu lassen, dürfen wir nicht durchgehen lassen. Ein Minister, der als Inhaber der Befehls- und Kommandogewalt den Finger am Drücker hat, muss sich glasklar zur Verfassung bekennen können. Das oberste Gericht hat geregelt, dass es eine Abwägung von Menschenleben in einem gekaperten Flugzeug gegen Menschenleben an einem Angriffsziel am Boden nicht gibt. Dieses Urteil stammt nicht aus überschaubar sicheren Zeiten, sondern aus dem Jahre fünf nach dem 11. November 2001. Das Verfassungsgericht wusste, worüber es entschied: über die Frage, ob staatliche Organe Menschen zur Rettung anderer Menschen opfern dürfen. Sie dürfen nicht. Seit Jahren drücken sich Politiker aus zwei Koalitionen um eine Neubetrachtung der Gesetzeslage herum. Zu den Umgehungsversuchen gehört der des schwarz-roten Innenministers Schäuble, unter dem Begriff des "Quasi-Verteidigungsfalles" Regeln des Kriegsvölkerrechts über die nationale Verfassung zu stellen. Der rot-grüne Verteidigungsminister Struck sagte 2003: "Müsste ich einen solchen (Abschuss-) Befehl geben, würde ich es tun danach allerdings sofort zurücktreten, denn ich würde ja das Leben unschuldiger Menschen zerstören, um höherwertige Rechtsgüter zu schützen." Es gehört zur Fürsorgepflicht, dass der Gesetzgeber seine Exekutive in solche Nöte gar nicht erst bringt. Nicht seine Minister, nicht seine Soldaten schon gar nicht Menschen, die im Flugzeug oder am Boden auf den uneingeschränkten Schutz durch ihren Staat vertrauen. Noch ist der Fall nicht eingetreten, den Franz-Josef Jung an die Wand malt.
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