LVZ: Erklärungsnot
Geschrieben am 17-09-2007 |
Leipzig (ots) - Von Maja Zehrt Die Bundesregierung versucht sich in einer ganz speziellen Disziplin: Der Quadratur des Kreises. Dies bescheinigt ihr jedenfalls ein Verfassungsrechtler, der im Auftrag der Länder ein vernichtendes Gutachten zur Bahnprivatisierung erstellt hat. Fazit: Der Versuch, das Schienennetz juristisch im Eigentum des Bundes zu behalten, es wirtschaftlich aber der Bahn zuzuschlagen wird damit enden, dass der Staat faktisch ohne Rechte dasteht. Besonderes Bonbon: Will der Bund nach 15 Jahren sein vermeintliches Eigentum zurückhaben, muss er satte 7,5 Milliarden Euro auf den Tisch legen - für ein Netz, das er selbst mit Steuermitteln finanziert hat. Mit dieser Logik stellt sich die Regierung gegen große Teile der Bevölkerung und eine immer größer werdende Mehrheit im Bundestag - quer durch alle Fraktionen. Stimmt die Argumentation des Gutachtens, handelt die Regierung zudem gegen die Verfassung. Da kann der federführende Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD)noch so oft erklären, alle zuständigen Ressorts hätten seinen Gesetzentwurf abgenickt: Dasselbe taten sie auch beim Gesetz zur Privatisierung der Flugsicherheit, das schließlich in einem hochnotpeinlichen Akt vom Bundespräsidenten wegen verfassungsrechtlicher Bedenken kassiert wurde. Die Regierung jongliert nicht nur nonchalant mit Paragrafen, sondern auch mit der Mobilität der Bürger, besonders derjenigen im Osten. Ein Einwand wie aus Sachsen-Anhalt, wo man fürchtet jeden zweiten Bahnhof dicht machen zu müssen, kann nicht einfach vom Tisch gewischt werden. Gleiches gilt für bevorstehende Streckenstilllegung und deutliche Mehrkosten der Länder - die für eine höhere Rendite der Investoren blechen dürften. Die Regierung muss erklären, ob sie weiter zu einem Grundrecht auf Mobilität steht oder sich dem Wohl eines privaten Unternehmens verpflichtet fühlt. Am besten vor den Landtagswahlkämpfen 2008.
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