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Börsen-Zeitung: Übers Ziel hinausgeschossen, Kommentar zur Zinsentscheidung der US-Notenbank von Dieter Kuckelkorn

Geschrieben am 18-09-2007

Frankfurt (ots) - Mit der Zinssenkung vom Dienstag hat
Fed-Chairman Ben Bernanke genau das getan, was die Mehrheit der
Beobachter von ihm erwartet hat: In der Tradition seines Vorgängers
Alan Greenspan hat er auf die Turbulenzen an den Finanzmärkten mit
einer Drehung an der Zinsschraube reagiert, weil die massive Gefahr
besteht, dass sich die US-Konjunktur deutlich abkühlt. Vor dem
Schritt hatte Bernanke versucht, die Krise im Bankensystem durch
kräftige Liquiditätszuführungen an die Institute zu bewältigen,
angesichts des verheerenden Zustands des US-Immobilienmarktes
zeichnete sich jedoch immer deutlicher ab, dass diese Maßnahmen nicht
ausreichen würden.

Gute Gründe hatte es für einen Zinsschritt von 25 Basispunkten
gegeben. Mit den 50 Basispunkten, um die Bernanke die Zielgröße für
die Fed Funds Rate nach unten angepasst hat, hat der Fed-Chef jedoch
deutlich übers Ziel hinausgeschossen - auch wenn er damit den Märkten
genau das gegeben hat, wonach sie verlangt haben.

US-Ökonomen hatten zu Recht darauf hingewiesen, dass es nicht die
Aufgabe der Fed sein kann, Hedgefonds und andere hochspekulativ
engagierte Adressen zu retten, wenn sich diese in eine Schieflage
hineinmanövriert haben. Die Fed ist in erster Linie für Inflation und
Konjunktur verantwortlich, darüber hinaus ist sie lediglich bei
massiven systemischen Risiken zu raschem Handeln gezwungen. Gefahren
dieses Ausmaßes sind derzeit nicht zu erkennen - trotz der
Turbulenzen auf den Märkten. Im Übrigen besteht bei einem kräftigen
Zinsschritt um 50 BP die Gefahr, dass der Schuss nach hinten losgeht.
Es könnte nämlich allgemein der Eindruck entstehen, dass die Lage
noch wesentlich ernster ist als bisher vermutet.

Letztlich aber sind die 50 Basispunkte eine komplette Kehrtwende
der Fed in ihrem Bemühen, den Märkten allmählich die umfangreiche
Überschussliquidität zu entziehen, die seit 2001 immer wieder zu
Mini-Bubbles und deren Platzen geführt hat. Bernanke hat sich also
gegenüber denjenigen Kräften geschlagen gegeben, die die jetzige
Krise herbeigeführt haben.

An den Märkten wird - wie die positiven Reaktionen zeigen - zwar
kräftig applaudiert. Auf längere Sicht hat Bernanke den Akteuren
jedoch keinen Gefallen getan. Der Prozess der Normalisierung der
Finanzmärkte ist ins Stocken geraten.

Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30377
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_30377.rss2

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Telefon: 069--2732-0


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