LVZ: Versetzung gefährdet
Geschrieben am 18-09-2007 |
Leipzig (ots) - Von Maja Zehrt Setzen, sechs! Was in Günther Jauchs Kinderquizshow noch ein quietschender Spaß war, ist im bildungspolitischen Alltag böser Ernst: Deutschland ist in einem internationalen Bildungsvergleich im vergangenen Jahr um gleich zwölf Ränge abgerutscht - und liegt weltweit nur noch auf Platz 22. Eine Versetzung ist akut gefährdet. Die jüngste Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) lässt an Eindeutigkeit kaum zu Wünschen übrig. Sie attestiert der drittgrößten Volkswirtschaft der Welt blamable Leistungen auf den Feldern Schule, Hochschule und berufsbegleitende Ausbildung. Seit Jahren bekannte Defizite verschärfen sich zu einer Situation, die für Wachstum und Wohlstand des Landes bedrohlich wird. Die in der Studie verwendeten Zahlen stammen überwiegend aus den Jahren 2004 und 2005, die schwarz-rote Bundesregierung hat mit dem Hochschulpakt und anvisierten Bafög-Erhöhungen inzwischen an wichtigen Stellschrauben gedreht. Trotzdem bleibt das Ergebnis vernichtend, denn aktuellen Statistiken zufolge ist die Zahl der Studierenden im vergangenen Jahr weiter gesunken. Deutschland ist auf Grund des Akademikermangels nicht in der Lage, Ingenieure, die in den kommenden Jahren in Rente gehen, durch junge Absolventen zu ersetzen. Bei Pädagogen ist das Verhältnis noch ungünstiger. Dies heißt: Es fehlen nicht nur hochqualifizierte Nachwuchskräfte in Forschung und Wirtschaft. Es fehlen künftig auch Lehrer, die Schüler erst zur weiteren Ausbildung befähigen. Während die Bundesrepublik in den vergangenen zehn Jahren die Zahl der Studenten um magere fünf Prozent steigern konnte, legten die 29 anderen wichtigsten Industrienationen im Schnitt um 41 Prozent zu. Passend dazu fallen hierzulande die Investitionen in Bildung geringer aus als im OECD-Schnitt. Ein untrügliches Zeichen, wie wenig Bedeutung deutsche Regierungen seit Jahrzehnten der Bildung beimessen. Kein Wunder, dass eine derart gepflegte Ignoranz bis in die Familien durchschlägt: Während woanders ganz klar der Zusammenhang zwischen gutem Abschluss und hohem Einkommen, gutem Abschluss und niedriger Arbeitslosigkeit gesehen wird, ist es in Deutschland in Ordnung, nicht das Bestmögliche erreichen zu wollen, sondern irgendetwas "anständiges" zu lernen, gerne im dualen System. Diese berufsbegleitende Ausbildung - stets als nationale Errungenschaft gefeiert - scheint jedoch ein Hauptgrund für den Akademikermangel zu sein. Berufe, die in anderen Ländern eine Hochschulausbildung erfordern - etwa Kindergärtnerin - gelten hier als klassischer Lehrberuf. Dementsprechend endet der OECD-Studie zufolge mit dem Ausbildungsabschluss oft jegliche weitere Qualifizierung. Der Ruf nach einer Pisa-Studie für Ausbildungsberufe ist nur folgerichtig, er löst aber kurzfristig kein Problem. Zumal genug andere Baustellen warten. Die viel zu frühe soziale Auslese und geringe Durchlässigkeit im deutschen Bildungswesen bleibt der Hauptknackpunkt: In den Gewinner-Ländern der Studie lernen Kinder lange gemeinsam; in Deutschland entscheidet sich das weitere Leben oft im Grundschulalter.
Originaltext: Leipziger Volkszeitung Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/6351 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_6351.rss2
Pressekontakt: Rückfragen bitte an: Leipziger Volkszeitung Redaktion Telefon: 0341/218 11558
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
93407
weitere Artikel:
- Rheinische Post: SPD kann sich keine gesetzliche Regelung zum Abschuss von entführten Jets vorstellen Düsseldorf (ots) - Der Streit mit Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) über den Abschuss entführter Passagierflugzeuge wird sich nach Ansicht der SPD nicht in der Form eines Gesetzes lösen lassen. Es sei kein Gesetzestext vorstellbar, der den Staat in die Lage versetzt "das Leben Unschuldiger auszulöschen", sagte SPD-Verteidigungsexperte Jörn Thießen der Rheinischen Post (Mittwochausgabe). "Alle sehen, dass große Not ist, aber keiner kann einen halbwegs nachvollziehbaren Vorschlag machen", erläuterte Thießen. Nach seiner Einschätzung mehr...
- LVZ: Stegner: SPD kann nur mit einem starken Profil als linke Volkspartei bei Wahlen Erfolg haben / Ein Koalitionsbruch in Kiel hätte der Bundes-SPD nicht genutzt Leipzig (ots) - Der schleswig-holsteinische SPD-Landesvorsitzende und noch bis Januar 2008 amtierende Landesinnenminister Rolf Stegner hat seiner Partei nur dann Erfolgsaussichten im Land und im Bund attestiert, wenn es ihr gelänge, sich als linke Volkspartei zu beweisen. In einem Interview mit der "Leipziger Volkszeitung" (Mittwoch-Ausgabe) sagte Stegner: "Ich gehöre zu denjenigen in der SPD, die versuchen, unser Profil als linke Volkspartei zu schärfen. Dafür arbeite ich im Bundesvorstand, das tue ich hier als Landesvorsitzender und mehr...
- stern-Umfrage: Union hält Jahreshoch - Bürger glauben nicht, dass Schwarz-Gelb es besser machen würde Hamburg (ots) - Wählergunst halten. In der wöchentlichen Politikumfrage für das Hamburger Magazin stern und den Fernsehsender RTL erreichen CDU/CSU erneut 40 Prozent. Die SPD verharrt weiter im Tief, sie kommt wie in der Vorwoche nicht über 25 Prozent hinaus. Unverändert blieb auch der Wert für die FDP, die mit 8 Prozent weiter unter ihrem Ergebnis von 9,8 Prozent bei der letzten Bundestagswahl bleibt. Die Grünen gaben 1 Punkt ab und rutschten auf 9 Prozent. Die Linkspartei verbesserte sich um 1 Punkt auf 12 Prozent. Für "sonstige Parteien" mehr...
- stern-Umfrage: Jeder achte Deutsche kann sich vorstellen, eine rechtsradikale Partei zu wählen Hamburg (ots) - Jeder achte Deutschen kann sich vorstellen, eine rechtsradikale Partei zu wählen. Nach einer Analyse des Forsa-Institutes für das Hamburger Magazin stern sind 2 Prozent der Deutschen Stammwähler von NPD oder DVU. 4 Prozent können sich die Wahl einer solchen Partei vorstellen. Zusätzlich zu diesem engeren Wählerpotenzial der Rechtsradikalen kommen 7 Prozent, die sich eine derartige Wahl "vielleicht vorstellen" können - das ergibt zusammen 13 Prozent. Die Unterschiede zwischen West und Ost sind nur marginal. In den mehr...
- stern: Wowereit beklagt "stabile Mobbingkultur" in der SPD - Berlins Bürgermeister für die Einführung eines Elternpflegejahrs und einen Mindestlohn "um die 7,50 Euro" Hamburg (ots) - Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) hat seiner Partei eine "stabile Mobbingkultur" vorgeworfen. "Die Parteispitze könnte mal ein 14-tägiges Ruderseminar gebrauchen. Beim Rudern merkt man ganz brutal, wenn einer die anderen hängen lässt und man den Riemen ins Kreuz bekommt. Das kann recht lehrreich sein", sagt Wowereit in der neuen, am Donnerstag erscheinenden Ausgabe des Hamburger Magazins stern. "Wir brauchen ein Klima, in dem Kritik als konstruktiv empfunden wird", fügte der SPD-Politiker hinzu. Zugleich mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|