TV-Sender Phoenix übertrug die Diskussion live / "Weltpremiere" auf der IAA: VDA-Präsident im öffentlichen Streitgespräch mit Fritz Kuhn
Geschrieben am 19-09-2007 |
Frankfurt am Main (ots) - Der Moderator kündigte das Streitgespräch als "Weltpremiere" an: Zum ersten Mal trafen sich Matthias Wissmann, Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), und Fritz Kuhn, Vorsitzender der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen, auf der IAA-Nachhaltigkeitsbühne zu einem öffentlichen verbalen Schlagabtausch, der vom TV-Sender Phoenix live ausgestrahlt wurde. Das Gespräch war dann aber weniger von Konfrontation, sondern eher von gegenseitigem Verständnis geprägt. Die Offensive einer "nachhaltigen Mobilität" auf dieser IAA beeindruckte offensichtlich auch den Grünen-Politiker.
"Auf dieser IAA sind nicht nur ökologische Concept Cars zu sehen, sondern viele neue Modelle deutscher Marken, deren CO2-Wert deutlich niedriger ist als bei Vorgängermodellen. Die deutsche Automobilindustrie präsentiert sich auf dieser weltweit wichtigsten Mobilitätsmesse als erfolgreiche Branche, die das Thema Klimaschutz offensiv annimmt", betonte Wissmann. Der VDA-Präsident verwies darauf, dass der Grünen-Politiker und Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer nun von einem japanischen Modell auf den CO2-Champion "smart fortwo" umsteige und einen entsprechenden Kaufvertrag auf der IAA abgeschlossen habe. "Auch für Fritz Kuhn und Renate Künast haben die deutschen Hersteller sehr CO2-freundliche Fahrzeuge im Angebot", betonte Wissmann mit einem Lächeln.
Fritz Kuhn musste zugeben, dass es auf der IAA "positive Ansätze für umweltfreundliche Autos" gibt und verwies auf die Marken Volkswagen und BMW. "Auch bei neuen Familienwagen ist zu erkennen, dass die CO2-Emissionen zurückgehen", so Kuhn. Es sei allerdings Aufgabe der Grünen, sich damit nicht zufrieden zu geben, sondern "ökologisch weiter Druck zu machen".
Wissmann betonte, die deutsche Automobilindustrie sei schon "sehr gut", doch sie werde "noch besser" werden. Alle Unternehmen - Hersteller wie Zulieferer - nähmen die Verantwortung für Klima- und Umweltschutz ernst. Und für den Autokäufer biete das neue Angebot auch neue Chancen: "Wenn der Neuwagen deutlich weniger Kraftstoff verbraucht als sein altes Modell, dann schont das auch den Geldbeutel." Die Verbesserung bei der Kraftstoffeffizienz beschränke sich dabei nicht auf Kleinwagen, so Wissmann. "Hier auf der IAA werden Oberklasse-Modelle deutscher Hersteller gezeigt, die nur noch 5,4 l/100 km Kraftstoff benötigen, und Mittelklassewagen mit einem Verbrauch von weniger als 5 Litern."
Fritz Kuhn vertrat die Position, dass in zehn Jahren "Mobilität entweder grün oder gar nicht" sein werde. Künftige Autos müssten einen deutlich geringeren CO2-Wert haben. Dabei seien Ökologie und Ökonomie keineswegs Gegensätze. Kuhn: "Wir wollen, dass die Menschen Spaß am umweltverträglichen Fahren finden. Wir wollen den Menschen nicht das Autofahren vermiesen."
Wissmann betonte, dass auch ein ökologisches Auto für den Kunden noch bezahlbar bleiben müsse. Außerdem wollten die Menschen kein "Müsli-Auto", sondern ein "pfiffiges Auto" mit hoher Kraftstoffeffizienz. Das Angebot deutscher Marken werde vom Kunden bereits angenommen: So habe sich der Absatz deutscher Neufahrzeuge, die weniger als 130 g/km CO2 emittieren - das entspricht einem Verbrauch von weniger als 5 l/100 km Kraftstoffverbrauch - im bisherigen Jahresverlauf um 27 Prozent erhöht, während die Importeure einen leichten Rückgang von 2 Prozent hinnehmen mussten.
Der VDA-Präsident sprach sich nachdrücklich für Premiumprodukte aus: "Jedes zweite Exportfahrzeug aus deutscher Fertigung ist ein Premiumprodukt, allein bei unseren Herstellern hängen 200.000 Arbeitsplätze direkt am Premium." Bei einem weltweiten Marktanteil der deutschen Hersteller von 80 Prozent in der Oberklasse dürfe dieses Segment nicht zur Disposition gestellt werden. Einem allgemeinen Tempolimit, für das sich Kuhn aussprach, erteilte Wissmann eine klare Absage: "Das ist eine ideologische Debatte, die in der Sache nichts bringt - die CO2-Minderung bei einem allgemeinen Tempolimit auf Autobahnen liegt bei höchsten 0,5 bis 1 Prozent."
Einig waren sich Wissmann und Kuhn darin, dass eine CO2-basierte Kfz-Steuer nun rasch umgesetzt werden sollte. Und beide sprachen sich auch dafür aus, dass Neuwagen mit sehr günstigen CO2-Werten von der Kfz-Steuer befreit werden sollten. Allerdings plädiert Wissmann für einen linearen Steuerverlauf, während Kuhn bei Fahrzeugen mit höherem Schadstoffausstoß einen progressiven Steuerverlauf fordert. Und noch eine Gemeinsamkeit zwischen VDA-Präsident und Grünen-Fraktionschef: Die CO2-basierte Kfz-Steuer sollte aufkommensneutral sein.
Originaltext: VDA Verband der Automobilindustrie e.V. Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/32847 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_32847.rss2
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