LVZ: Verantwortung der Eltern
Geschrieben am 20-09-2007 |
Leipzig (ots) - Von Bernd Hilder Wer wollte dem widersprechen: Ohne Zweifel leben im Wohlfahrtsstaat Deutschland trotz historisch hoher Umverteilung von Einkommen zu viele Kinder in wirtschaftlich schlechten Verhältnissen. Kinderarmut ist ein Skandal, der offenbar leichter anzuprangern als zu bekämpfen ist. Deshalb überbieten sich alle Jahre wieder zum Weltkindertag Politiker und Promis mit schönen Vorschlägen, die meistens nur einen in die Pflicht nehmen: den überforderten Staat. Endlich müssten nach den Tier- auch die Kinderrechte im Grundgesetz verankert werden, fordern Unicef-engagierte Polit-Rentnerinnen wie Heide Simonis und Leinwand-Diven wie Katja Riemann. Klingt gut, hilft konkret aber wenig. Und Ministerin von der Leyen stellt höheres Kindergeld für Kinderreiche in Aussicht, weil Kinder-Reichtum und Kinder-Armut oft dasselbe sind. Vize-Kanzler Müntefering will armen Kindern lieber Gutscheine für Essen und Schulisches zukommen lassen, weil er zu Recht vermutet, dass manche zusätzliche Geld-Zuwendung an Eltern überall landet, nur nicht in Form von Frühstück, Obst, Mittagessen oder Büchern bei den um ihre Chancen gebrachten Kindern. Damit trifft Müntefering noch am zielgenauesten die harte Realität. Sicher wird der SPD-Sozialminister nicht allen Eltern in einkommensschwachen oder von staatlichen Transferleistungen lebenden Familien vorwerfen wollen, in Zigaretten, Bier und Unnötiges Geld zu stecken, was den Kindern dann fehlt. Mit Münteferings Gutschein-Methode würde jedoch Missbrauch erschwert, zum Wohle der Kinder. Aber warum sollen nur die Familien Gutscheine erhalten, die sowieso schon von Sozialleistungen existieren? Dies vergrößerte die Ungerechtigkeit für Eltern mit niedrigem Einkommen, die durch Arbeit für sich selbst und ihre Kinder sorgen. Wer Arbeit hat und Kinder großzieht, darf nicht nur als steuerzahlende Milchkuh bestraft werden. Wie die meisten anderen Politiker traut sich der politisch überkorrekte Müntefering nicht, beim Thema Kinderarmut des Pudels Kern zu benennen: Kinder kommen in Deutschland nicht ohne Obst und belegter Schnitte, Bemme, Stulle oder Butterbrot in die Schule, weil es am Geld fehlt, sondern meistens, weil die Einstellung der Eltern nicht stimmt. Armut ist erst dann mit Bildungsferne und Fehlernährung gleichzusetzen, wenn im Elternhaus kein Wert auf regelmäßige Mahlzeiten, Erziehung und gute schulische Leistungen gelegt wird. Kinderarmut ist nicht durch den Verzicht auf Markenklamotten gekennzeichnet. Eltern sein, heißt sich verantwortungsvoll kümmern zu müssen. Bei der Ausübung dieser Verantwortung wachsen die Defizite in den bundesdeutschen Haushalten, oft unabhängig vom Einkommen. Auch in Familien der Besserverdienenden hat Bildung mitunter nicht mehr den hinreichenden Wert, wird nicht auf gesunde Nahrung geachtet. Die zu geringe Zahl von Abiturienten und Studierenden in Deutschland belegt das. Dies war in den Nachkriegsgenerationen grundlegend anders, als das Streben nach Aufstieg Unter- und Mittelschicht viel stärker prägte als im heutigen Wohlfahrtsstaat. Was aber in den Familien schief läuft, das können weder die Lehrer in den Schulen noch der Staat wieder reparieren. Kinderarmut hat viele Facetten.
Originaltext: Leipziger Volkszeitung Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/6351 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_6351.rss2
Pressekontakt: Rückfragen bitte an: Leipziger Volkszeitung Redaktion Telefon: 0341/218 11558
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
93962
weitere Artikel:
- Rheinische Post: Beckstein: Pauli redet Quatsch Düsseldorf (ots) - Der künftige bayerische Ministerpräsident Günther Beckstein (CSU) räumt der umstrittenen Fürther Landrätin Gabriele Pauli nicht einmal mehr Chancen ein, in einer Woche erneut in den Vorstand gewählt zu werden. Beckstein sagte im Gespräch mit der Rheinischen Post zu Paulis jüngsten Vorschlägen zur Ehezeit-Begrenzung: "Sie hat nicht den Hauch einer Chance, CSU-Chefin zu werden, und sie hat nach meiner Einschätzung auch keine Chance, wieder in den Vorstand gewählt zu werden." Im übrigen, so Beckstein, sei es nicht zu vermeiden, mehr...
- Rheinische Post: SPD lehnt Erbschaftsteuer-Reformpläne der Union ab Düsseldorf (ots) - Die SPD hat die Erbschaftsteuer-Pläne der Union, das so genannte modifizierte Abschmelzmodell, abgelehnt. "Diesem Modell steht die Verfassungswidrigkeit auf die Stirn geschrieben", sagte der SPD-Finanzpolitiker Florian Pronold der "Rheinischen Post" (Freitagausgabe). Es bestehe der klare Auftrag des Bundesverfassungsgerichts, verschiedene Vermögensarten wie Betrieb, Sparbuch oder Immobilie erbschaftsteuerlich gleich zu bewerten, so der Bundestagsabgeordnete, der auch Mitglied der Erbschaftsteuer-Reformkommission ist. mehr...
- Singhammer: Abschaffung des Ehegattensplitting ist ungerecht Berlin (ots) - Zur Forderung des DGB einer Abschaffung des Ehegattensplittings erklärt der familienpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Johannes Singhammer MdB: Die Forderung nach der Abschaffung des Ehegattensplittings führt zu gröbster sozialer Ungerechtigkeit. Beim Splittingverfahren handelt es sich nicht um eine beliebig veränderbare Steuerbegünstigung, sondern um eine im Grundgesetz verankerte sachgerechte Besteuerung. Das Ehegattensplitting ermöglicht den Ehegatten die freie Entscheidung darüber, wie sie mehr...
- Greenpeace bei UN-Klimagipfel in New York / Für Fragen stehen die Experten Daniel Mittler und Sze Ping Lu zur Verfügung Hamburg (ots) - Sehr geehrte Damen und Herren, die führenden Staats- und Regierungschefs kommen ab Montag auf Einladung des UN- Generalsekretärs Ban Ki-Moon in New York zusammen, um das Vorgehen für ein neues internationales Klimaschutzabkommen zu beraten. Bundeskanzlerin Angela Merkel will auf der Konferenz ihre Bemühungen zum Schutz des Klimas vorantreiben. Auch Greenpeace nimmt mit einer Delegation teil. Sze Ping Lo, Geschäftsführer von Greenpeace China und Carl Tomacruz, Greenpeace-Jugendlicher von den Philippinen, werden am Montag mehr...
- 60 Prozent der Verträge mit KV-Beteiligung / Hausarztzentrierte Versorgung: Kassenärztliche Vereinigungen sind Marktführer Berlin (ots) - "Die Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) agieren erfolgreich im Wettbewerb. Das zeigt sich deutlich bei den Verträgen zur hausarztzentrierten Versorgung. An 60 Prozent der bisher abgeschlossenen Verträge sind die KVen beteiligt", lautete heute eine erste gemeinsame Bilanz des Vorstands der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Dr. Andreas Köhler und Dr. Carl-Heinz Müller. "An diesem Beispiel zeigt sich außerdem, dass die Hausärzte sehr wohl eine Vertretung durch die KVen wollen. Denn wir können bei der hausarztzentrierten mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|