Rheinische Post: Pflichtthema Flucht
Geschrieben am 23-09-2007 |
Düsseldorf (ots) - Von Reinhold Michels
Es verdient uneingeschränkte Zustimmung, dass Ministerin Barbara Sommer (CDU) Flucht und Vertreibung, das große Leid massakrierter und gepeinigter Deutscher bei Kriegsende und danach, zum Pflichtthema im Schulunterricht in NRW erhebt. Wobei es sich geschichtlich und pädagogisch von selbst verstehen sollte, die erst jüngst filmisch ("Die Flucht") aufgearbeiteten Schrecknisse in den historischen Zusammenhang einzubetten. Bevor wir Deutschen Opfer wurden, waren wir Täter. Flucht, Vertreibung, Ermordung, Schändung von Landsleuten hatten ihre Ursache in Hitlers Jahrtausend-Barbarei. In NRW sind vor 60 Jahren viele der weit mehr als zehn Millionen Vertriebenen, übrigens nicht überall unter Hoch-Rufen, aufgenommen und anschließend integriert worden. Aufbauwille, Tüchtigkeit und schierer Fleiß der Flüchtlinge mischten sich mit ebensolchen Tugenden der Rheinländer und Westfalen. Leider wurde jahrzehntelang die öffentliche Debatte der Flucht- und Vertreibungsschicksale in der DDR als revanchistisch und bei West-Linken als politisch gestrig verdächtigt. Männer wie Literaturnobelpreisträger Günter Grass oder Bundesinnenminister a.D. Otto Schily gehörten zu denen, die als Autoren beziehungsweise Redner Abbitte leisteten.
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