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LVZ: Ungeniert

Geschrieben am 26-04-2006

Leipzig (ots) - Von Bernd Hilder
Es war nicht alles schlecht! Darin dürften sich viele Berliner auf
beiden Seiten des ehemaligen Todesstreifens einig sein. Es lebte sich
gut von dem Geld, das aus den Resten der beiden deutschen Republiken
schier unerschöpflich an die Spree geschaufelt wurde. Die Bonner
Regierung konnte sich das locker leisten damals, in der DDR mussten
Städte wie Leipzig die Zeche zahlen. Die eingemauerten Berliner waren
der aufgepäppelte Vorposten des Westens. Ost-Berlin wurde zur
Hauptstadt der DDR, zum Aushängeschild des realen Sozialismus
hochgerüstet. Die Berliner wurden bevorzugt - und merkten mit ihrer
antrainierten Subventionsmentalität nach dem Mauerfall viel zu spät,
dass sie nicht einfach so weitermachen konnten.
Zwei Zoos, drei Opern, etliche Wohnungsbaugesellschaften, ein viel zu
aufgeblähter öffentlicher Dienst. Die Quittung dafür blieb nicht aus:
Berlins Verschuldung liegt bei gigantischen 60 Milliarden Euro. Kein
Senat seit der Wende brachte den politischen Mut zu radikalen
Einschnitten auf. Seit einigen Jahren werden Investoren auch noch von
einer Regierungsbeteilung der Linkspartei verunsichert. Der
Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit macht mehr Schlagzeilen als
Party-Löwe denn als Wirtschaftsförderer. Manche Gegend der noch immer
vielfältigsten und kulturreichsten deutschen Stadt verfällt
zusehends. Da wirkt Wowereits forscher Gang zum Verfassungsgericht
wie das mit Krokodilstränen inszenierte Jammern eines
Selfmade-Pleitiers.
Als Hauptstadt bekommt Berlin mehr Subventionen als andere Städte.
Das ist gut so und muss so bleiben. Wer aber sträflich die
Haushaltssanierung schleifen lässt, darf nicht auf Kosten derjenigen
gerettet werden, die es unter Schmerzen besser gemacht haben. Bremen
und das Saarland sind abschreckende Beispiele: Wer ohne harte
Auflagen Sonderzahlungen in Milliardenhöhe kassiert, verschwendet
ungeniert weiter, ist bald höher verschuldet als vorher - und schreit
wieder nach Subventionen.

Originaltext: Leipziger Volkszeitung
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=6351
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_6351.rss2

Rückfragen bitte an:
Leipziger Volkszeitung
Redaktion

Telefon: 0341/218 11558


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