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Börsen-Zeitung: Außer Spesen nichts gewesen, Kommentar von Bernd Wittkowski zum Einfluss der Politik auf die Landesbankenlandschaft

Geschrieben am 24-09-2007

Frankfurt (ots) - Hoppla, da sind wohl manchem Beteiligten und
Beobachter ein wenig die Gäule durchgegangen. Fast hätte man übers
Wochenende glauben können, etwas verpasst zu haben: die Geburtsstunde
der Superlandesbank aus LBBW und BayernLB. Oder gar den flotten
Dreier inklusive WestLB. Die paar noch fehlenden Unterschriften und
Beschlüsse - reine Formsache. Oder?

Wie viele Landesbankfusionen wurden in den letzten - sagen wir -
25 Jahren im Sandkasten gespielt: zwei, drei oder vier Dutzend? Es
gibt keine mit viel Fantasie irgendwie vorstellbare Kombination, die
nicht durchdekliniert worden wäre. Große Würfe waren beschlossene
Sache wie die Zusammenführung aller Landesbanken unter dem Dach der
Deutschen Girozentrale. Die Verbindung WestLB/Helaba wurde mehrfach
versucht, die Südschiene in unterschiedlichsten Varianten, das Duo
BayernLB/Helaba war so gut wie perfekt; Berlin/Hannover galt lange
als ganz heißer Tipp. Auch die "Banane" ging in die Bankgeschichte
ein - so genannt nach der geografischen Form, die das geplante
Gebilde aus SüdwestLB, LRP, WestLB und LB Kiel hatte. Real gab es
ganze zwei Fusionen: 1988 fing die Stuttgarter Landesbank die marode
Mannheimer Bakola auf, 2003 bildeten die Institute aus Hamburg und
Kiel die HSH Nordbank. Hinzu kamen einzelne Mutter-Tochter-Modelle
wie LBBW/LRP und bald vielleicht LBBW/SachsenLB - Letzteres aus der
höchsten Not geboren. Ansonsten: außer Spesen nichts gewesen.

Die regionalen Spitzeninstitute der Sparkassen sind zu bedauern.
Denn die Landesbankenlandschaft dient der Politik als große
Spielwiese. Der frühere Helaba-Chef Walter Schäfer hielt einmal fest,
eher gehe ein Kamel durchs Nadelöhr, als dass der Freistaat Bayern
Anteile an "seiner" Landesbank abgebe. Der Machtanspruch gilt, auf
unterschiedliche Weise, im Grunde für alle Bundesländer. Mit dieser
Haltung werden es die Ministerpräsidenten schaffen, selbst die
nächstliegende Lösung LBBW/WestLB zu kippen. Doch das Mitleid hält
sich in Grenzen. Die LBBW-Vorgängerin SüdwestLB und die Helaba waren
mal "staatsfrei". Wenigstens da hätten die Sparkassen allein
entscheiden können. Dann holten sie die Länder als Anteilseigner
herein bzw. zurück. Seither regiert die Politik wieder munter in die
Banken hinein. Diese Trägerstruktur macht die Kräftebündelung auch
dort, wo sie wirtschaftlich notwendig oder sinnvoll wäre - das gilt
keineswegs überall -, zum hoffnungslosen Fall.

(Börsen-Zeitung, 25.9.2007)

Originaltext: Börsen-Zeitung
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