LVZ: Leipziger Volkszeitung zur Regierungsumbildung in Sachsen
Geschrieben am 25-09-2007 |
Leipzig (ots) - Seit Monaten steht die erfolgsverwöhnte Sachsen-CDU mit dem Rücken zur Wand. Nach der einmaligen Serie von Pannen und Affären erscheinen Partei sowie ihr Chef, Ministerpräsident Georg Milbradt, nur noch als Getriebene - kein freies Agieren mehr, von Aufbruchsstimmung keine Spur. Diese desaströse Lage wollte Milbradt nun mit einer Kabinettsumbildung zum Guten wenden. Neuanfang, frischer Wind, all dies sollten die Stichworte sein. Heraus aber kam das Gegenteil: kein großer Wurf. Bei Lichte betrachtet war auch kaum etwas anderes zu erwarten. Das Höchste, was Milbradt mit Bordmitteln derzeit erreichen kann, ist nicht ein Aufbruch zu neuen Ufern, sondern Stabilität. Dafür haben Aktenaffäre und Landesbank-Debakel zu sehr am Image gekratzt. Denn schließlich betreffen beide nicht nur Kernbereiche christdemokratischer Landespolitik, sondern drohen Merkels Wiederwahl 2009 zu stören. Umringt von Zweiflern entschied sich Milbradt für eine kleine Lösung: Eine Runderneuerung des Kabinetts auf Raten - erst ein Wechsel im Agrar- und Finanzressort, dann in der Staatskanzlei. Und anschließend, irgendwann 2008, dürften das Innen- und das Sozialressort folgen. Die Außenwirkung dieser Variante ist bescheiden, und die Lösung einiger wichtiger Probleme ist nur vertagt. So bleibt Innenminister Buttolo, der höchst integere Manager der Kreisreform, weiter im Amt. Dass er nach der verheerenden Mafia-Rede im Landtag aber als ein Ressortchef auf Abruf gelten muss, steht fest. Auch dies hat Folgen für Milbradt. Ihm will eben kein Befreiungsschlag gelingen, weder für ihn selbst, noch für die Partei. Dabei ist Roland Wöller als neuer Minister allemal eine gute Wahl. Mit ihm hat Milbradt einen seiner scharfsinnigsten Kritiker eingebunden. Und mit Stanislaw Tillich als Finanzminister ist ein Hoffnungsträger nun besser aufgestellt. Die entscheidende Personalie aber findet in der Staatskanzlei statt. Ohne Zweifel ist der Biedenkopf-Vertraute Michael Sagurna ein Medienprofi und eloquenter Politikverkäufer. Dass er nun aber Hermann Winkler als letzten Milbradt-Getreuen aus alten Tagen im Kabinett ersetzt, ist eine politische Zäsur. Wider Willen demonstriert Milbradt damit, wie dünn die Luft um ihn herum geworden ist. Der Regierungschef ist längst nicht mehr Herr im eigenen Hause. Damit wird die Umbildung zu einer Art Offenbarungseid für den Regierungschef. So erfolgreich er einst "König Kurt" Biedenkopf aus dem Amt befördert hatte, so sehr kann die CDU-Palastrevolte von 2001/02 seit gestern als gescheitert gelten. Gleichzeitig ist das Ganze ein heimliches Signal für einen geregelten Übergang. Die Sachsen-CDU gewährt Milbradt noch mal einen Aufschub, Spitzenkandidat 2009 aber dürfte ein anderer sein - Kultusminister Steffen Flath oder der Berliner Kanzleramtsminister Thomas de Maizière. Und sollte es weitere Eklats oder Niederlagen geben, würde die Demontage früher einsetzen. Biedenkopf lässt grüßen.
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