Der Tagesspiegel: Post-Konkurrenten: Politik ist Mitschuld an niedrigem Lohnniveau in der Branche
Geschrieben am 29-09-2007 |
Berlin (ots) - Steuerprivilegien, die die Deutsche Post genießt, drücken auf das Lohnniveau der Konkurrenten. Hanjo Schneider, Vorsitzender der Geschäftsführung der Hermes Logistik Gruppe, sieht deshalb eine Mitschuld der Politik. "Die Post ist im Monopolbereich von der Mehrwertsteuer befreit, die anderen Briefdienstleister und auch wir im Paketbereich nicht. Schon allein deshalb müssen die neuen Anbieter die Post um 20 Prozent unterbieten - und noch mal um 20 Prozent, um überhaupt eine Chance als Neulinge auf dem Markt zu haben", sagte Schneider dem "Tagesspiegel am Sonntag". Falle die Mehrwertsteuerbefreiung, werde auch mehr an die Beschäftigten gezahlt. Schneider schlug vor: "Ein Mindestlohn von 7,50 Euro pro Stunde wäre akzeptabel. Damit fängt man an und zieht es dann sukzessive nach oben." Hermes will im Januar in Kooperation mit TNT Post in den Briefmarkt einsteigen. Sollten alle Appelle an die Politik nichts nutzen und der von Verdi mit dem - von der Post dominierten - Arbeitgeberverband Postdienste ausgehandelte Mindestlohn-Tarifvertrag von der Regierung für allgemeinverbindlich erklärt werden, werde die Branche in Brüssel gegen die geplanten Mindestlöhne klagen, kündigt Schneider an.
Günter Thiel, Vorstandschef der Pin Group, warnte im Gespräch mit dem "Tagesspiegel am Sonntag", ein Mindestlohn auf dem von Verdi geforderten Niveau werde "zigtausende von Arbeitsplätzen bei den privaten Briefdienstleistern vernichten". Im Grunde gehe es um alle etwa 50000 Jobs, die von den Post-Konkurrenten bis heute geschaffen wurden. "Wir sind für Mindeststandards. Aber gegen ein Mindestlohndiktat durch das Monopolunternehmen Deutsche Post", sagte eine Sprecherin von TNT Post. Sie verteidigte sich außerdem gegen die Vorwürfe, vor allem auf geringfügig Beschäftigte zu setzen. Deren Anteil liege bei TNT Post nur bei 20 Prozent, sagte die Sprecherin.
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