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Westfalen-Blatt: Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) schreibt zum ARD-Zweiteiler »Die Frau vom Checkpoint Charlie«

Geschrieben am 30-09-2007

Bielefeld (ots) - »Die Frau vom Checkpoint Charlie« - es heißt,
(Leidens-) Geschichten von solcher Tragik und Dramatik schreibe nur
das Leben selbst. Und daran ist gewiss viel Wahres.
Gerade auch deshalb muss man es der Drehbuchautorin Annette Hess und
insbesondere dem Regisseur Miguel Alexandre hoch anrechnen, dass die
dreistündige Fernsehverfilmung über das deutsch-deutsche Schicksal
der Dresdenerin Jutta Gallus und ihrer damals neun und elf Jahre
jungen Töchter Beate und Claudia zu einem Glanzstück von großer
Eindringlichkeit geraten ist.
Denn wann schon einmal bewegt sich eine Handlung, die noch dazu auf
einer enormen Zerreißprobe im jahrzehntelang erbarmungslos
durchtrennten Deutschland beruht, so beeindruckend leise und bewusst
verhalten und zugleich menschlich so glaubwürdig? In ungezählten
anderen Fällen erliegen Regie und Produktion immer wieder der
Versuchung, ihre Inszenierungen einschaltquotenträchtig zu gestalten,
soll heißen: tränendrüsendrückend, »event«-orientiert oder auf
billige Knalleffekte oder dümmlichen Krawall gebürstet. Abschreckende
Beispiele dafür gibt es genug.
So betrachtet können diejenigen sich glücklich schätzen, die bereits
am Freitagabend im Programm von »Arte« das fesselnde Ringen der »Frau
vom Check- point Charlie« um die Rückgewinnung ihrer Töchter aus den
Fängen der staatsverbrecherischen DDR-Staatsmacht und der Stasi -
alias Erich Honecker, Erich Mielke und Konsorten - auf sich wirken
ließen. Und das in der kompletten Drei-Stunden-Fassung, die
maßgeblich getragen und geprägt wird von einer überzeugenden Veronica
Ferres in der Rolle der kämpferisch-mutigen Sara Bender alias Jutta
Gallus und ihren famosen Film-Töchtern Silvia (gespielt von Maria
Ehrich) und Sabine (Elisa Schlott).
Unbedingt zu empfehlen ist zudem die 45-minütige Dokumentation, die
(wie zuvor bei Arte) direkt im Anschluss an die Ausstrahlung des
zweiten 90-Minuten-Filmteils der »Frau vom Checkpoint Charlie« am
heutigen Abend auch in der ARD zu sehen ist. Denn das Schicksal der
Jutta Gallus und ihrer Töchter Claudia und Beate müsste
(Pflicht-)Bestandteil jedes Geschichtsunterrichts an deutschen
Schulen sein, weil es aufräumt mit der Lügenlegende vom »eigentlich
zutiefst humanen« Sozialismus, von einer »im Grunde« wundervollen
Weltverbesserer-Idee, die zwischenzeitlich leider von gewissen
finsteren irdischen Mächten »pervertiert« worden sei.
Der Sozialismus ist tot, nur hat noch niemand seine Leiche gesehen -
so lautet, nicht ohne Grund und Hintersinn, ein geflügeltes Wort.
Derweil sitzt eine Linksaußen-Formation im Deutschen Bundestag und
trompetet gänzlich ungeniert: »Freiheit durch Sozialismus!« hinaus
ins Land. Und wird dafür auch noch gewählt.
Filmreif? Frivol? Oder schlicht blanker Zynismus - und Hohn auf
abermillionen geschundene oder hingemordete Opfer?
Die Antwort liegt beklemmend nah auf der Hand.

Originaltext: Westfalen-Blatt
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/66306
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_66306.rss2

Pressekontakt:
Rückfragen bitte an:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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