Rheinische Post: Die Freiheit der Anderen
Geschrieben am 02-10-2007 |
Düsseldorf (ots) - Von Reinhold Michels
Was hätten andere Nationen, die Franzosen etwa, aus einem Feiertag gemacht, der wie unser 3. Oktober an die Wiedervereinigung des zuvor geteilten Landes erinnert? Bestimmt würden sie nicht, wie es bei uns nach 1990 üblich ist, vorwiegend grämlich bilanzieren, ob und ob überhaupt zusammenwächst, was zusammengehört. Bei uns, in West und Ost, gehört es nicht nur zum Standard-Repertoire von Witzbolden, sich die Mauer zurückzuwünschen und das Miteinander-Fremdeln zu hegen. Der Deutschen höchstes Gut ist jedenfalls die Freiheit nicht; und unterentwickelt wirkt die Freude an der neuen Freiheit der Anderen. Man brauchte nur den TV-Film über "Die Frau vom Checkpoint Charlie" zu erleben, um zu verstehen, welch ein widerliches System sich 40 Jahre lang hinter Beton, Stacheldraht und Todesschussanlagen breit gemacht hatte. Die DDR war politisch, moralisch, auch ästhetisch eine Zumutung. Man muss wohl ein alter SED/PDS/Die Linke-Aktivist sein, um diese ostdeutsche Scheußlichkeit zu verklären. Bei allem Streit über den schon reichlich lang erhobenen "Soli" (eher legt sich ein Hund einen Wurstvorrat an, als dass der Staat schnell auf eine Abgabe verzichtet) muss klar sein: Die DDR war, was der Sozialismus ist: die Philosophie des Versagens, das Glaubensbekenntnis des Neids, das Credo der Ignoranz.
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