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LVZ: Die Leipziger Volkszeitung zu Bahn/Streik -

Geschrieben am 05-10-2007

Leipzig (ots) - Von Ulrich Langer. Eisenbahnfahren kann zum
Erlebnis werden. Oder zumindest der Versuch. Denn bei der Bahn
herrschte gestern eine erstaunliche Vielfalt. "Zug fällt aus",
"Veränderter Fahrplan", "Eingeschränkter Zugverkehr", "Bitte in den
Bus umsteigen" - lauteten einige der Hinweise, die auf den
Anzeigetafeln aufleuchteten. Zum Ärger Tausender Kunden. Sie schoben
als die Leidtragenden des dreistündigen Streiks der Lokführer Frust.
Darüber half auch der eine oder andere kostenlose Kaffee nicht
hinweg, den Service-Personal Reisenden anbot. Der Stau auf den
Gleisen ist ein Trauerspiel mit weit reichender Wirkung.
Es hat die Fahrgäste Zeit gekostet. Und das nicht zu knapp. Immerhin
zählt die Bahn im Schnitt täglich 5,1 Millionen Passagiere, 3,3
Millionen davon in den über 26 000 Zügen des Nahverkehrs. So mancher
Beschäftigte kam zu spät zur Arbeit oder dort überhaupt nicht an,
weil die Anschlüsse nicht mehr funktionierten. Verlorene Stunden, die
unwiederbringlich sind. Das geht auch den Urlaubsreisenden so, aber
der damit verbundene Verlust hält sich in Grenzen.
Anders bei Firmen, die auf Material- und Zuliefertransporte
angewiesen sind. Zwar war der Güterverkehr laut Bahn nicht betroffen.
Aber allein die Ankündigung der Lokführergewerkschaft GDL, auch hier
die Räder stillstehen zu lassen, hat die Unternehmen verunsichert. So
vertrauen immer mehr vorsorglich auf Lkw-Leistungen. Das ist umso
bedauerlicher, als die Güter-Sparte der Bahn gerade im Aufwind ist.
Immerhin bringen täglich 5000 Züge die Ladungen an Ort und Stelle.
Der Notstand auf den Schienen erreicht darüber hinaus auch
juristische Dimensionen. Erneut wurden die Gerichte angerufen, eine
einstweilige Verfügung gegen den Ausstand beantragt und die Richter
zu einer halb gewalkten Entscheidung bewogen. Diese hat es in sich.
Danach sind Streiks nur bei den Nahverkehrszügen erlaubt, bei
Fernverbindungen hingegen nicht. Diese Doppelzüngigkeit ist
gefährlich. Trägt sie doch zumindest ein teilweises Verbot des
Grundrechts auf Streik in sich. Ein Umstand, der nicht so einfach
hingenommen werden darf.
Schließlich birgt der seit Monaten währende Tarifstreit interne
Risiken für die beteiligten Parteien. Die Forderung der
Lokführergewerkschaft nach einem separaten Abschluss untergräbt die
Solidarität und Einheit der Gewerkschaften - immerhin gibt es drei
bei der Bahn. Diese Spaltung mindert die Kampfkraft der
Arbeitnehmervertretung. Zugleich ist die Auseinandersetzung ein
trauriges Aushängeschild für den Transportriesen. Gewiss war ein
Österreicher nicht der einzige, der seinem Unmut über den Stillstand
mit den Worten Luft machte: "Das kotzt mich an."
Um das Dilemma endlich zu überwinden, sind die Bremsklötze aus dem
Weg zu räumen. Und zwar umgehend. Was heißt: Management und
Gewerkschaft müssen wieder verhandeln. Sonst gerät die Bahn gänzlich
auf das Abstellgleis.

Originaltext: Leipziger Volkszeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/6351
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_6351.rss2

Pressekontakt:
Rückfragen bitte an:
Leipziger Volkszeitung
Redaktion

Telefon: 0341/218 11558


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