Westdeutsche Zeitung: Machtkampf zwischen Beck und Müntefering = von Angela Gareis
Geschrieben am 08-10-2007 |
Düsseldorf (ots) - Im Machtkampf zwischen Kurt Beck und Franz Müntefering geht es um reine Symbolpolitik. Denn von dem, was der Vorsitzende jetzt fordert, war er bis vor kurzem ebenso wenig überzeugt wie der Vizekanzler. Die Verlängerung der Bezugsdauer beim Arbeitslosengeld I (ALG) soll vor allem der Verlängerung von Becks politischer Zukunft dienen. Der Vorsitzende hat, zermürbt von der öffentlichen und parteiinternen Unzufriedenheit, die Notbremse auf dem Weg in den beruflichen Abgrund gezogen. In der Bevölkerung und in weiten Teilen seiner Partei genießt er endlich die ersehnte Zustimmung, während es um Müntefering einsamer wird. Dafür nimmt Beck nicht nur in Kauf, dass er seine eigene Position aufgegeben hat. Noch vor einem Jahr hatte er NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) scharf angegriffen, als der einen ähnlichen Vorschlag zugunsten älterer Arbeitsloser vertrat. Beck schickt sich auch an, die rot-grüne Vergangenheit zu verraten und die SPD vor die Richtungsfrage zu stellen. "Opposition ist Mist." Mit diesem Leitsatz hat Müntefering als Vorsitzender und als Vizekanzler für die Agenda 2010 und für die Regierungsfähigkeit seiner Partei gekämpft. Miese Umfragewerte sind auch Mist: Diesen Leitsatz muss man Beck unterstellen. Ausgerechnet in einer Zeit, in der die Reformen auf dem Arbeitsmarkt greifen, verkündet er einen Kurswechsel, der auf die Machtprobe mit Müntefering zielt. Ginge es tatsächlich um Sachpolitik, dann hätte Beck versucht, mit Müntefering eine Einigung darüber zu erzielen, wie man das Schonvermögen erhöhen kann. Der längere Bezug von ALG I verschiebt in den meisten Fällen nur den Zeitpunkt, ab dem der Staat beim ALG II an privates Vermögen geht. Nur wer mit ALG I die Rente erreicht, ist davor gefeit, sein Erspartes bis auf das Schonvermögen aufzubrauchen. Becks Motto "Leistung muss sich wieder lohnen" hätte beim Schonvermögen eine bessere Perspektive entfaltet. Der Machtkampf verlängert nur den irrationalen Streit in der SPD darüber, ob die Agenda in den Himmel zu heben oder in die Hölle zu werfen sei. Darunter werden auch die allgemein respektierten Minister Peer Steinbrück und Frank-Walter Steinmeier zu leiden haben - was wiederum dem Ansehen der SPD schaden wird.
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