Südwestrundfunk (SWR) Programmhinweis für Freitag, 26.10.07 (Woche 43)

Baden-Baden (ots) - Freitag, 26. Oktober 2007 (Woche
43)/15.10.2007

22.00 Nachtcafé
Gäste bei Wieland Backes
Leben in Balance

Erschöpft, überfordert, ausgebrannt: Immer mehr Menschen kommen an
die Grenze ihrer Belastbarkeit. Vor allem den 30- bis 50-Jährigen -
jenen in der Rushhour des Lebens - wird von Ärzten und Psychologen
immer häufiger ein Burn-out-Syndrom diagnostiziert. Dabei kann es den
berufstätigen Familienvater ebenso treffen, wie die junge Mutter, die
den Spagat zwischen Teilzeitjob und Kindererziehung versucht. Die
Ursachen für den seelischen und körperlichen Kollaps sind meist
vielfältig: Das Leben beschleunigt sich immer mehr, der
Leistungsdruck steigt immens - und auf die Anerkennung für das
Geleistete warten die meisten vergeblich. Wann ist es Zeit, die
Notbremse zu ziehen? Wie lassen sich Stress und Überforderung im
Alltag vermeiden? Wie kann ein Leben im Gleichgewicht gelingen?

Die Gäste:

Permanente Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit und unerklärliche
Weinkrämpfe - der renommierte Buchautor und Unternehmer Daniel
Zanetti ignorierte die Warnsignale seines Körpers konsequent. Ein
schwerer Zusammenbruch war die Folge, Burnout lautete die Diagnose
des Arztes. Zanetti verweigerte den dringend verordneten
Klinikaufenthalt, stattdessen krempelte er sein Leben um. Auch seine
Mitarbeiter profitieren davon: "Wer vier Jahre in meiner Firma ist,
bekommt einen Monat zusätzlich Urlaub - vorausgesetzt er dient der
Regeneration."

Heliane Canepa ist weit von einem Burnout entfernt. Die
leidenschaftliche Powerfrau hat sich ihren Beruf zum Lebensinhalt
gemacht und nennt sich selbst einen "Happy Workaholic". Aufgrund
ihres beruflichen Engagements wurde sie bereits zwei Mal zur
Schweizer Unternehmerin des Jahres gewählt. Strandurlaub und
Ausschlafen braucht Canepa nicht - der Job bringt ihr die Balance im
Leben. "Die Leute tun immer so, als ob sie die Arbeit vom Leben
abhält. Es ist genau umgekehrt: Die Arbeit hält uns am Leben."

"Schatz, wie war Dein Tag auf dem Sofa?" lautet der plakative
Buchtitel von Catharina Aanderud. Die Journalistin thematisiert darin
die Rolle der "unterschätzten Familienmanagerin" und greift dabei
auch auf eigene Erfahrungen als berufstätige Mutter und Hausfrau
zurück. Aanderud selbst scheiterte fast an den zu hochgesteckten
Zielen, im Job und in der Familie perfekt sein zu wollen. "Ich habe
mich emotional aus den Augen verloren".

Bei ihm stranden die Ausgebrannten: Dr. Andreas Hillert, Chefarzt
der psychosomatischen Klinik Roseneck in Prien am Chiemsee und Autor
des Buches "Die Burnout-Epidemie". Für Hillert ist Burnout nicht
Ausdruck des individuellen Scheiterns, sondern ein gesellschaftliches
Problem. "Wir sind eine unglaubliche Leistungsgesellschaft und haben
zu viele Rollen, in die wir passen müssen. Der Mensch ist der Dynamik
dieser Entwicklung ausgeliefert."

Bei der alleinerziehenden Mutter Cordula Müller führte genau diese
Mehrfachbelastung zum Kollaps: Die Verantwortung für ihr Kind, die
Organisation, die ihr der Job als Stewardess abverlangte und
finanzielle Sorgen waren nur einige Gründe, weshalb Cordula Müller in
eine heftige Lebenskrise geriet. Acht Monate verbrachte sie in einer
Tagesklinik, zwei Wiedereingliederungsversuche in die Arbeit
scheiterten. Heute ist die 40-Jährige teilerwerbsunfähig und träumt
davon, irgendwann einmal zumindest wieder halbtags arbeiten zu
können.

Öff! Öff! alias Jürgen Wagner kann bei diesen Menschen keinen
seelischen Einklang erkennen. Mit 27 Jahren schickte er dem
Bundespräsidenten seinen Pass und klinkte sich aus dem
gesellschaftlichen Leben aus. Seitdem lebt der 43-Jährige in einer
selbstgebauten Jurte im Wald, ernährt sich von Äpfeln und Ameisen und
von dem, was ihm geschenkt wird. "Der Depressive ist der Gesündere,
weil er begreift, dass in dieser Welt etwas nicht stimmt." Seine
Lösung: eine gewaltfreie Weltrevolution der Liebe.

Bei Fragen wenden Sie sich bitte an Ursula Foelsch, Tel. 0 72 21 /
9 29 - 22 85.

Originaltext: SWR - Südwestrundfunk
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