"Siemens im Schmiergeldsumpf" morgen im Ersten SWR-Dokumentation zum Schmiergeldskandal bei Siemens
Geschrieben am 16-10-2007 |
Baden-Baden (ots) - Siemens digitalisierte für die Staatsanwaltschaft München Daten aus den bei der Razzia am 15. November 2006 beschlagnahmten 36.000 Aktenord-nern - Siemens-Vorstand und die Wirtschaftsprüfer wurden von den haus-internen Revisoren frühzeitig über Schmiergeldzahlungen und Schwarz-geldkonten informiert
Zwischen dem Siemens-Konzern und der zuständigen Staatsanwaltschaft in München gab es bei den Ermittlungen des größten deutschen Wirtschaftsskandals eine ungewöhnlich enge Kooperation. Die bei der Razzia in der Siemens-Zentrale am 15. November 2006 beschlagnahmten Beweismittel in Form von 36.000 Aktenordnern wurden von Siemens selbst digitalisiert. Diese Praxis im Rahmen des Ermittlungsverfahrens bestätigte die zuständige Oberstaatsanwältin, Brigitte Schroeder, gegenüber der ARD.
Über diesen Vorgang und bislang unveröffentlichte interne Dokumente zur Korruptionsaffäre bei Sie-mens berichtet die ARD am Mittwoch, 17. Oktober 2007, 23.30-00.15 Uhr, in dem Film "Siemens im Schmiergeldsumpf - Das Geschäft der Korruptionsermittler" im Ersten.
Siemens-Vorstand schon frühzeitig über Schmiergeldzahlungen informiert. Aus einem Siemens-internen fünfseitigen Papier zu einem schwerwiegenden Korruptionsfall im Zu-sammenhang mit der Modernisierung des Telefonnetzes in Nigeria geht zudem hervor, dass die Rechtsabteilung bereits am 10. November 2003 den Siemens-Vorstand ausführlich über Barzahlun-gen von insgesamt 4.121.985,49 Euro informiert hatte. Die Revisoren sahen aufgrund der Höhe der Provisionszahlungen "Anhaltspunkte für den Verdacht der Amtsträger- bzw. Angestelltenbestechung im Ausland". Zudem seien die "Provisionszahlungen durch Bar-Transaktionen" nicht belegt. "Schuld-befreiende Quittungen" wurden nicht erteilt, heißt es in dem Vermerk. Nach Darstellung der für Kor-ruptionsfälle zu-ständigen Siemens-Compliance-Abteilung war auch die Wirtschaftsprüfungsgesell-schaft KPMG über diesen Vorgang informiert. In einem - dem SWR vorliegenden - internen Schrei-ben vom 21. Dezember 2006 heißt es: "Herr B. von der KPMG hat mir bestätigt, dass in den Unterla-gen der KPMG die letzte Seite meiner Notiz (Anm.: vom 10. November 2003) mit der rechtlichen Be-wertung vorhanden ist."
KPMG lehnte wiederholte Interviewanfragen des SWR ab, antwortete aber generell schriftlich auf eingereichte detaillierte Fragen: "KPMG hat sämtliche Berichtspflichten im Rahmen der Jahresab-schlussprüfung der Siemens AG jederzeit in vollem Umfang erfüllt. Anderslautende Behauptungen von Beschuldigten im Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft München, weisen wir mit allem Nachdruck als falsch zurück."
Nach Einschätzung des Hamburger Wirtschaftsrechtlers, Prof. Dr. Michael Adams, der die internen Siemens-Dokumente für den SWR analysiert hat, sind die Wirtschaftsprü-fungsgesellschaften - wie im Fall KPMG - bei großen Mandaten fast "Teil der Firma" und werden von ihren Auftraggebern "bis an die rote Linie geführt".
Aus dem ebenfalls dem SWR exklusiv vorliegenden Siemens-internen 28-seitigen "Bericht des Chief Compliance Officer der Siemens AG für das Geschäftsjahr 2005/2006" vom 6. November 2006 geht hervor, dass die gesamte Siemens-Führungsspitze offenbar über zahlreiche Korruptionsfälle infor-miert war. Der zuständige Korruptions-Beauftragte Dr. Albert Schäfer berichtete schriftlich über 219 öffentlich bislang nicht bekannte Straf- und Bußgeldverfahren gegen die Siemens AG, gegen Sie-mens-Tochtergesellschaften oder deren Mitarbeiter sowie sonstige behördliche Verfahren. "Im Ge-schäftsjahr 2004/2005 waren es 162 Verfahren gewesen", bilanziert der zwischenzeitlich entlassene Siemens-Chefjurist.
Auch die Dresdner Bank informierte den Siemens-Vorstand im Rahmen ihrer Geldwäsche-Ermittlungen über sämtliche Geldtransaktionen eines ehemaligen Mitglieds des Siemens-Vorstands in Griechenland im Zeitraum von Januar 2001 bis August 2005. Am 15. Dezember 2005 wurde das "streng vertraulich" deklarierte Dossier der Abteilung "Compliance AML / Financial Investigations" der Dresdner Bank an den Siemens-Vorstand weitergeleitet.
In dem ARD-Film werden zudem der "vertraulich" deklarierte Siemens-Treuhand-vertrag zum Trans-fer von "Provisionszahlungen" dokumentiert. Mit diesem Vertrag wurde abgesichert, dass selbst die Konzernzentrale die eigentlichen Empfänger der Zahlungen nicht kannte und sich somit darauf beru-fen konnte, über die Empfänger und den Verwendungszweck der Gelder nicht informiert zu sein.
ARD dokumentiert interne Siemens-Papiere aus dem Prüfungsausschuss Auch die internen Ermittlungen der von Siemens beauftragten US-Anwälte der Kanzlei Debevoise & Plimpton bestätigen die große Intensität der Korruption. In einem Zwischenbericht an den Siemens-Prüfungsausschuss vom 25. Juni 2007, der dem SWR vorliegt, bewerten die US-Experten 29 Prozent aller noch abschließend zu klärenden Ermittlungsfälle als "bribery related" - also mit Bezug zu Beste-chungsdelikten.
Weil die internen Korruptions-Ermittlungen im Siemens-Konzern noch längst nicht abgeschlossen sind und viele Verdächtige ihre Aussage verweigern, wurden nach SWR-Informationen zusätzliche Korruptions-Ermittler verpflichtet. Dazu gehören u. a. mehrere Dutzend Ermittler der Wirtschaftsprü-fungsgesellschaft Price, Waterhouse, Coopers (PWC) die u. a. aufwändige Spezialaufträge erledigen sollen.
"Siemens im Schmiergeldsumpf - Das Geschäft der Korruptionsermittler", ein SWR-Film von Thomas Leif, am 17. Oktober 2007, 23.30 Uhr im Ersten.
Fotos zum Herunterladen finden Sie auf www.ARD-Foto.de.
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an Dr. Thomas Leif, Tel.: 0171/9321891, oder Heike Rossel, Tel.: 06131/929-3272, E-Mail: heike.rossel@swr.de
Originaltext: SWR - Südwestrundfunk Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/7169 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_7169.rss2
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