MRSA-Schnelltest liefert Ergebnis in nur fünf Stunden / Neue Waffe gegen Superbakterien
Geschrieben am 19-10-2007 |
Neuss (ots) -
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"Die hygienischen Verhältnisse in vielen deutschen Krankenhäusern sind ein Skandal", so Dr. Klaus-Dieter Zastrow, Direktor des Instituts für Hygiene und Umweltmedizin am Vivantes-Klinikum in Berlin-Spandau. Immer mehr breiten sich Keime aus, die mit herkömmlichen Antibiotika nicht mehr zu bekämpfen sind. Das "Super-Bakterium" Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus, kurz als MRSA bezeichnet, ist eine der häufigsten Ursachen für im Krankenhaus erworbene Infektionen. Jährlich sind davon rund 50.000 Menschen betroffen, etwa 1.500 sterben an den Folgen. Der Technologiekonzern 3M hat einen MRSA-Schnelltest entwickelt, der das Bakterium bereits nach fünf Stunden statt bisher zwei Tagen nachweisen kann.
Waren noch 1990 weniger als zwei Prozent der kugelförmigen Bakterien gegen die Penicillin-Nachfolger Methicillin und Oxacillin resistent, sind es heute bereits über 27 Prozent in Deutschland. Noch schlimmer sieht es in Großbritannien, Frankreich, Italien und Spanien aus - hier erreichen die Quoten bis zu 44 Prozent. Das Robert-Koch-Institut (RKI), wichtigste deutsche Instanz im Infektionsschutz spricht für diese Länder von einer "kaum noch zu beherrschenden Situation."
Der neue Schnelltest "3M BacLite Rapid", der auf einer Kultur von Methicillin-resistentem Staphylococcus aureus beruht und deshalb das lebende Bakterium sicher und eindeutig nachweisen kann, ist der erste kulturbasierte Test, der bereits innerhalb von fünf Stunden ein zuverlässiges Ergebnis liefert. Voraussetzung hierfür ist ein einfacher Nasenabstrich. Das System von 3M, das aus einem Probenprozessor- und einer Ausleseeinheit besteht und auf jeden Labortisch passt, kann bis zu 43 Abstriche gleichzeitig auswerten. Diese werden mit einem Wattestäbchen aus der Nase entnommen und kopfüber für zwei Stunden in eine Antibiotikahaltige Nährlösung gebracht. Alle darauf sensiblen Bakterien sterben in dieser Zeit ab. Im zweiten Schritt wird Staphylococcus aureus mit Hilfe spezifischer Antikörper herausgefischt, die auf kleinen Magnetkügelchen fixiert sind. Eine mehrstufige Reaktion mit Enzymen führt im Fall eines positiven Bakterienbefunds zur Freisetzung von Licht (Bioluminiszenz).
Der neue Test ist nicht nur deutlich schneller als traditionelle Kulturtechniken, die erst nach 24 bis 48 Stunden ein Ergebnis liefern sondern auch preisgünstiger als die aufwändigen molekulargenetische Nachweisverfahren, so genannte PCR-Tests, die etwa das Zwei- bis Dreifache kosten
"Eine der wichtigsten Maßnahmen, mit denen wir die die Ausbreitung von MRSA bremsen oder sogar aufhalten können, besteht darin, die besiedelten Patienten zu identifizieren", verdeutlicht Prof. Jan Kluytmans, Medizinischer Mikrobiologe der Medical University Amsterdam die Bedeutung der neuen Testmethode. Das positive Urteil kommt aus berufenem Munde, denn die Niederländer gelten zusammen mit den Skandinaviern als führend im Kampf gegen die winzigen Krankheitserreger. Ihre Strategie folgt streng dem Motto "Suchen und Vernichten". Auch durch strenge Eingangsuntersuchungen halten sie die landesweite Quote der resistenten Superbakterien unter drei Prozent.
Schon vor fünf Jahren hat die Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH) die Kosten der vermeidbaren Infektionen auf 1.3 bis 1.5 Milliarden Euro per anno geschätzt - dagegen betragen die Aufwendungen für Hygiene pro Patient und Tag inklusive der Maßnahmen für das Personal gerade einmal 15 Euro.
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