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WAZ: Volkswagen: Eine Wende in Richtung Zukunft - Leitartikel von Thomas Wels

Geschrieben am 23-10-2007

Essen (ots) - Das VW-Gesetz ist tot, es lebe VW. Auch wenn es die
Oberen bei der IG Metall in Hannover noch nicht so sehen: Der
Europäische Gerichtshof hat Europas größtem Autobauer und seinen
Beschäftigten einen großen Gefallen getan.

Hinter dem Schutzwall, den das VW-Gesetz mit dem Veto-Recht des
Landes Niedersachsen um den Wolfsburger Konzern gezogen hat, haben
sich allerhand Absonderlichkeiten entwickelt. Volkswagen wurde zu
einem arbeitsmarktpolitischen Experimentierfeld, zu einem Biotop, in
dem SPD-geführte Landesregierungen im Zusammenspiel mit der IG Metall
wahre Wunder versprachen - und zeitweise vollbrachten.

Einige Jahre war es hübsch anzusehen: In den Einfahrten der
Wolfsburger Reihenhäuser standen neue Passats und Golfs, hinten im
Garten mähten sie am Freitagvormittag den Rasen. Zeit genug dafür war
bei einer 28,8-Stunden-Woche. Die Arbeitszeitverkürzung ist mit dem
Namen des Personaldirektors Peter Hartz verbunden und gilt als einer
der größeren Fehler im Konzern. Weil die Löhne weit weniger sanken
als die Arbeitszeit, zahlte VW im Schnitt 20 bis 30 Prozent mehr als
in der Branche üblich. Da kein Unternehmen ein Paradies ist, war es
eine Frage der Zeit, bis sich das rächt. Volkswagen verbrannte einige
Jahre lang mit jedem Golf gutes Geld. Es war auch keine große
Überraschung, dass ausgerechnet in jenem Unternehmen, in dem die
Interessen von Gewerkschaftern und Politikern größeres Gewicht hatten
als die der Kapitalgeber, Rotlicht nicht allein von Fußgängerampeln
schien.

Jetzt hat Porsche das Sagen, ein Clan übernimmt die Macht. Auch
hieran gibt es allerhand auszusetzen: Ferdinand Piëch und Familie
gehören an die 50 Prozent von Porsche, zugleich sitzt er als
Aufsichtsratschef bei VW am Steuer, ihm gehört in Salzburg die
VW-Vertriebsgesellschaft für Österreich - Interessenkollisionen
liegen da auf der Hand. Andererseits kann VW froh sein, mit den
Porsches und Piëchs einen verlässlichen Großaktionär zu haben. Der
Aktienkurs hat sich seit dem Porsche-Einstieg vor zwei Jahren
vervielfacht. Die Löhne liegen nur noch fünf bis zehn Prozent über
denen der Wettbewerber, Porsche und Volkswagen passen zusammen: Hier
der Sportwagenbauer als Spezialist, dort der Konzern mit einer
mächtigen Entwicklungsmaschine.

Porsche wird das Tempo anziehen, Auseinandersetzungen mit
Niedersachsens Metallern gibt es schon zuhauf. Eine Wende, gewiss,
aber eine in Richtung Zukunft.

Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55903
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55903.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-2727
zentralredaktion@waz.de


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