LVZ: Fünf SPD-Innenminister arbeiten an neuer Initiative für NPD-Verbot / Verweis auf neue Fakten / Streit um Verbleib von V-Leuten
Geschrieben am 24-10-2007 |
Leipzig (ots) - Die SPD-Innenminister und Senatoren aus fünf Bundesländern haben sich für eine gemeinsame neue Initiative zum Verbot der NPD ausgesprochen. Gegenüber der "Leipziger Volkszeitung" (Mittwoch-Ausgabe) machten die Ressortchefs aus Berlin, Bremen, Sachsen-Anhalt, Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein darauf aufmerksam, dass die verfassungsfeindlichen Ziele der NPD seit dem gescheiterten Verbotsverfahren noch offenkundiger geworden seien.
Seit 2003 seien "eine Reihe neuer Tatsachen aufgetreten, die ein Verbot der NPD begründen", betonte Sachsen-Anhalts SPD-Innenminister Holger Hövelmann. "Insbesondere hat die NPD ihre Basis durch die systematische Integration neonazistischer Kameradschaften gestärkt und damit einen noch verfassungsfeindlicheren Charakter angenommen."
Bremens Bürgermeister Jens Böhrnsen und sein Innensenator Willi Lemke (beide SPD) erklärten: "Die NPD ist eine verfassungsfeindliche Partei, die faschistische und rassistische Inhalte gutheißt, die sich darüber hinaus nicht von Gewalttaten ihrer Mitglieder und Gesinnungsfreunde etwa in den jüngsten Wahlkämpfen distanziert." Vor diesem Hintergrund "ist davon auszugehen, dass Bremen sich einem Verbotsantrag anschließen würde".
Der rheinland-pfälzische SPD-Innenminister Peter Bruch kündigte eine SPD-Länderinitiative an. "Die Landesregierung ist der Auffassung, dass die inhaltliche Ausrichtung der NPD verfassungsfeindlich ist und befürwortet daher grundsätzlich ein Verbot der Partei." Vorausgehen müsse eine eingehende Prüfung der Chancen und Voraussetzungen eines neuerlichen Verbotsverfahrens. "Ich habe das Thema zwischenzeitlich für die nächste Besprechung mit meinen A-Länder-Kollegen angemeldet. Dort werden wir das weitere Vorgehen besprechen."
Auch Berlins Innensenator Eckhardt Körting und Schleswig-Holsteins Innenminister Ralf Stegner (beide SPD) sprachen sich gegenüber der Zeitung für ein neuerliches NPD-Verbotsfahren aus. Körting verwies darauf, dass das Grundgesetz ein Parteienverbot ausdrücklich als Möglichkeit vorsehe. Er sei "gegen die de facto Abschaffung durch Nichtanwendung", so der Innensenator. "Alle Verfassungsschutzbehörden der Bundesrepublik, auch das Bundesamt für Verfassungsschutz, gehen davon aus, dass die NPD eine verfassungswidrige Partei" sei. Stegner nannte ein NPD-Verbot "wünschenswert".
Streit gibt es allerdings über den weiteren Einsatz staatlicher V-Leute im NPD-Spektrum für den Fall eines eingeleiteten Verbotsverfahrens. 2003 war das Verfahren vor dem Bundesverfassungsgericht unter anderem am unverhältnismäßigen Einfluss staatlicher V-Leute auf die NPD gescheitert.
Für Körting ist eine weitere V-Leute-Beobachtung der NPD verzichtbar. "Ich brauche keine Menschen, die in Hinterzimmern zuhören, um zu erkennen, wie die NPD unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung untergraben will." Also sei auch kein Material aus dem inneren Kreis der NPD nötig, "vielmehr reichen zur Feststellung ihrer Verfassungsfeindlichkeit die öffentlich getätigten Äußerungen ihrer Mitglieder", sagte Körting. "Insofern spricht für mich alles für ein NPD-Verbotsverfahren." Stegner nannte dagegen die Erhebung weiterer Innen-Informationen "nicht in der Führung, aber an der Basis" aus der NPD durch V-Leute auch während eines Verbotsverfahrens unverzichtbar. "Wir gewinnen da eine Menge wichtiger Erkenntnisse, die zum Beispiel dazu beitragen können, dass man mit der Polizei eben nicht zu spät kommt, wenn irgendwelche rechtsradikalen Übergriffe erfolgen." Ein langwieriges Verbotsverfahren in Karlsruhe dürfe nicht damit verbunden sein, "dass solche Informationsquellen über Jahre nicht mehr zur Verfügung stehen". Andernfalls befürchte er Situationen, "in denen Menschen in Deutschland wieder Angst vor Nazis haben". Er rate deswegen davon ab, "dass der Staat im Fall eines Verbotsantrags seine V-Leute abzieht".
Stegner mahnte auch, dass ein neuer Verbotsanlauf nur unternommen werden dürfe, wenn er 100-prozentig gelinge. "Alles andere wäre eine Katastrophe." Bis dahin bat der Minister alle Verantwortungsträger darum, nicht öffentlich über den Umgang mit der NPD zu streiten. "Das nützt nur der NPD." Zum anderen müsse schon jetzt die NPD auf allen Ebenen mit aller Entschlossenheit bekämpft werden. Als Beispiel nannte er "die Finanzen der NPD, an die man herankommen muss".
Auf ihrem SPD-Bundesparteitag am Wochenende in Hamburg will die SPD einen Neuanlauf zum NPD-Verbot beschließen. Man habe keinen Zweifel, dass die NPD eine aggressiv-kämpferische Grundhaltung gegenüber der freiheitlichdemokratischen Grundordnung habe. Deshalb, so der Antrag, "muss die NPD verboten werden". Bundestag, Regierung und Bundesrat sollen, auf Initiative der Bundestagsfraktion, einen Fahrplan für ein NPD-Verbot erarbeiten.
Originaltext: Leipziger Volkszeitung Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/6351 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_6351.rss2
Pressekontakt: Leipziger Volkszeitung Büro Berlin Telefon: 030/72626-2000
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
99955
weitere Artikel:
- stern-Umfrage: SPD vor Parteitag im Aufwind - Beck aber abgeschlagen hinter Merkel Hamburg (ots) - Kurz vor ihrem Parteitag in Hamburg hat sich die SPD in der Wählergunst leicht verbessert. In der wöchentlichen Politumfrage im Auftrag des Hamburger Magazins stern sowie des Fernsehsenders RTL gewann sie im Vergleich zur Vorwoche 1 Punkt hinzu und erreicht nun 26 Prozent. Die Union gab 1 Punkt ab, liegt jedoch mit 39 Prozent weiter klar vorn. Die FDP stieg um 1 Punkt auf 10 Prozent, die Grünen sanken um 1 Punkt auf 9 Prozent. Unverändert blieb der Wert für die Linkspartei, die wie in der Vorwoche auf 11 Prozent kommt. mehr...
- stern-Umfrage: SPD hat das Vertrauen der Arbeiter verspielt Hamburg (ots) - Ein Großteil der Bundesbürger ist der Ansicht, dass sich die SPD nicht mehr genügend um die kleinen Leute kümmert. Das ergibt eine Umfrage des Hamburger Magazins stern kurz vor dem Parteitag der Sozialdemokraten in Hamburg. Nach den Ursachen gefragt, weshalb die SPD seit Monaten im Umfragetief steckt, antworteten knapp drei Viertel (73 Prozent) der Befragten, die Partei habe das Vertrauen der Arbeiter verspielt. 66 Prozent meinen, die SPD sei zu sehr zerstritten, 64 Prozent sind der Ansicht, sie habe keine überzeugenden mehr...
- stern: Zwei Täter des RAF-Anschlags auf Weiterstadt identifiziert Hamburg (ots) - Der letzte Anschlag der Roten Armee Fraktion (RAF) ist in wichtigen Teilen aufgeklärt. Wie das Hamburger Magazin stern in seiner neuen, am Donnerstag erscheinenden Ausgabe berichtet, konnten die Fahnder zwei der fünf Täter, die 1993 das neu erbaute Gefängnis Weiterstadt sprengten, bereits vor Jahren an Hand von DNA-Spuren identifizieren. Nach Angaben des stern handelt es sich um die flüchtigen RAF-Mitglieder Daniela Klette, 49, und Ernst-Volker Staub, 52. Aus ermittlungstaktischen Gründen hielten die Sicherheitsbehörden mehr...
- Börnsen/Krings: Stärkung der Popmusik ist eine Investition in den Kreativstandort Deutschland Berlin (ots) - Anlässlich der heutigen Verabschiedung des Antrags der Koalitionsfraktionen "Populäre Musik als wichtigen Bestandteil des kulturellen Lebens stärken", erklären der kultur- und medienpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Wolfgang Börnsen (Bönstrup) MdB und der zuständige Berichterstatter im Ausschuss für Kultur und Medien, Dr. Günter Krings MdB: Die Koalition hat populäre Musik in Deutschland gestärkt und damit eine Musikszene, die weltweit eine Spitzenstellung einnimmt, Der Deutsche Bundestag zeigt mit mehr...
- Singhammer: "Unternehmen Familie" steuerlich anerkennen und aufwerten Berlin (ots) - Anlässlich des Beschlusses in der Fraktionssitzung der CDU/CSU zur steuerlichen Entlastung von Privathaushalten erklärt der familienpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Johannes Singhammer MdB: Eine steuerliche Entlastung der Privathaushalte bedeutet einen Riesenschritt der steuerlichen Anerkennung des Kleinunternehmens Familie und eine Aufwertung der Betreuungs- und Erziehungsleistung der Familien. Wir wollen, dass als haushaltsnahe Beschäftigungsverhältnisse v.a. Kinderbetreuung, Pflege von Angehörigen mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|