Herzklappen: Risikoreiche Operationsmethode boomt - finanzieller Gewinn als Motivation
Geschrieben am 23-09-2010 |
Hamburg (ots) - In deutschen Krankenhäusern wird bei
Herzklappen-Implantationen anscheinend im großen Umfang gegen die
Empfehlungen der kardiologischen und herzchirurgischen
Fachgesellschaften verstoßen. Dies geht aus Recherchen des
ARD-Magazins "Panorama" hervor. Dabei geht es um die risikoreiche
Herzklappenimplantation per Katheter. Die Fachgesellschaften
empfehlen diesen Eingriff derzeit ausschließlich für ältere Patienten
mit Vorerkrankungen, die aus medizinischen Gründen nicht
konventionell operiert werden können. Trotz der Richtlinien wird der
Eingriff in mehr als 50 Prozent der Fälle an Patienten vorgenommen,
die nicht zur entsprechenden Patientengruppe gehören. Das geht nach
"Panorama"-Recherchen aus der aktuellen Leistungsstatistik der
Deutschen Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie hervor.
Der Grund für den Boom der neuen Methode scheint auch finanzielle
Motive zu haben. Der umstrittene Kathetereinsatz bringt den
Krankenhäusern eine Fallpauschale von 35.000 Euro, die Fallpauschale
der konventionellen Operation liegt bei lediglich 13.000 Euro.
Friedrich-Wilhelm Mohr, Direktor der Klinik für Herzchirurgie am
Herzzentrum Leipzig und Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für
Herzchirurgie (DGTHG): "Im Moment ist das erst mal im Vergleich zur
offenen Operation eine attraktive Hausnummer, die da im Raum steht."
Dabei ist das neue Verfahren objektiv gefährlicher für Patienten: Das
Sterblichkeitsrisiko liege laut Aqua-Bundesauswertung 2009 beim
kathetergestützten Eingriff bei neun Prozent, bei der konventionellen
Operation bei unter zwei Prozent. Namhafte Herzchirurgen und
Kardiologen deutscher Herzzentren äußerten gegenüber "Panorama"
Zweifel an der Haltbarkeit der neuen Klappen. Beim Eingriff selbst
käme es zudem zu gefährlichen Ablösungen von Gefäßmaterial, häufig
säßen die Klappen nicht richtig und wiesen Undichtigkeiten auf.
Der Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherungen fordert,
dass neue, riskante Behandlungsmethoden nur in spezialisierten
Krankenhäusern durchgeführt werden dürften. Die Deutsche
Krankenhausgesellschaft schloss sich diesem Vorschlag an. Das
Bundesgesundheitsministerium sieht keinen Handlungsbedarf und
bestritt, dass die Fallpauschalen zu lukrativ gestaltet seien.
"Panorama": Donnerstag, 23. September, 22.00 Uhr, Das Erste
Mehr Informationen zur Sendung finden Sie unter
www.daserste.de/panorama
23. September 2010
Originaltext: NDR / Das Erste
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Pressekontakt:
NDR / Das Erste
NDR Presse und Information
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Fax: 040 / 4156 - 2199
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