WAZ: Unbequeme Wahrheiten. Kommentar von Walter Bau
Geschrieben am 29-09-2010 |
Essen (ots) - Der Mieterbund ist auf den Zinnen; die Opposition
schreit Zeter und Mordio; selbst die Einzelhändler legen die Stirn
sorgenvoll in Falten. Und warum? Weil die Kanzlerin ausspricht, was
sich jeder ausrechnen kann: Klimaschutz ist nicht zum Nulltarif zu
haben. Er kostet Geld. Unser Geld.
Dabei geht es nur vorrangig um die Frage, wie sich Mieter und
Vermieter die Kosten für eine energiesparende Haussanierung teilen;
dass es dabei gerecht zugeht, muss geregelt sein. Im Grunde geht es
um die Frage, was uns ein möglichst angenehmes, bequemes und eben
gesundes Leben Wert ist.
Wir wollen hochwertige Lebensmittel - aber, bitteschön, zum
Discount-Kampfpreis; wir wollen schicke Klamotten - und nehmen dafür
billigend in Kauf, dass sie in der Dritten Welt von Kinderhand
produziert werden; wir wollen saubere Energie, kosten darf es aber
nichts. Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass.
Was sich schon in Merkels klarem Votum für das hoch umstrittene
Stuttgarter Bahnhofs-Projekt und in der un-populären Entscheidung für
eine minimale Anhebung der Hartz-Sätze andeutete, setzt die Kanzlerin
mit ihrer Aussage zur Haussanierung und deren Kosten fort: Merkel hat
sich offenbar gegen lauen Populismus und für unbequeme Wahrheiten
ausgesprochen. Dafür bezieht sie Prügel. Es wird spannend sein zu
beobachten, ob Merkel diesen Kurs durchhält.
Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
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Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-6528
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