Neues Deutschland: Bahn und Demokratie
Geschrieben am 03-10-2010 |
Berlin (ots) - Die Gegner des Bahnhof-Megaprojekts Stuttgart 21
haben kein Recht auf Widerstand. Das zumindest meint Rüdiger Grube.
Was den Bahnchef geritten hat, weiteres Öl in das bereits außer
Kontrolle geratene Großfeuer in der Landeshauptstadt zu gießen, sei
dahingestellt. Zutage tritt dadurch aber ein Demokratieverständnis,
das an antiplebiszitärer Arroganz kaum zu überbieten ist. Dabei war
Grube einst auf den Chefsessel des bundeseigenen Konzerns berufen
worden, um die Ära des laut polternden, selbstherrlichen Hartmut
Mehdorn zu beenden. Der Nachfolger pflegt eine leiseren Umgangston,
setzt aber die unselige Geschäftspolitik ohne Abstriche fort. Die
Deutsche Bahn AG steht für bloße Orientierung auf Gewinn- und
Umsatzwachstum. Wichtig sind dafür nur einige Großprojekte:
Höchstgeschwindigkeitsstrecken, moderne Metropolenbahnhöfe mit
Einkaufszentrum, Expansion auf den EU-Märkten. Zahllose leine
Bahnhöfe und Nebenstrecken werden vernachlässigt oder gar dicht
gemacht. Auch die Ausfälle der ICE bei Kälte wie bei Hitze und das
Berliner S-Bahn-Chaos sind Folge dieser Strategie Auf der Strecke
bleibt die Dienstleistung für den Bürger Bahnkunde, der mit dem
umweltfreundlichen Verkehrsmittel bequem und pünktlich von A nach B
reisen möchte. Gerade der Chef eines Staatskonzerns müsste dem Bürger
dienen - statt ihm demokratische Rechte abzusprechen..
Originaltext: Neues Deutschland
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