WAZ: Eine Milliarde Euro mehr für Ärzte - Verteilungskämpfe. Kommentar von Stefan Schulte
Geschrieben am 05-10-2010 |
Essen (ots) - Die Ärzte erhalten eine Milliarde Euro mehr. Ist das
zu viel?
Ja - gemessen daran, wie sich die Löhne derjenigen, die sie
bezahlen, zuletzt entwickelt haben. Und nein - gemessen daran, wie
sich die Honorare in manchen Regionen zuletzt entwickelt haben. In
den Praxen am Nordrhein kam bei der letzten Erhöhung wenig bis nichts
an, in Westfalen-Lippe zumindest weniger als im Bundesdurchschnitt.
Es ist richtig, diese Ungleichbehandlung wenigstens etwas zu
korrigieren.
Nur: Was können die Beitragszahler dafür, dass sich die Ärzte seit
Jahrzehnten einen erbitterten Verteilungskampf leisten? Sekundiert
von ihren Landespolitikern, vor Wahlen zumal. Selbstverständlich
müssten Ärzte bundesweit einheitlich bezahlt werden. Wer damit ernst
machen will, muss den einen mehr geben und den andern etwas
wegnehmen. Zum Beispiel den Ärzten in Baden-Württemberg. Doch das
wollte sich die CDU vor der Landtagswahl im März nicht antun.
Der Föderalismus in der Ärzteschaft blockiert Reformen genauso wie
in der Politik. Wie sollte es auch anders sein. Doch es gibt einen
Unterschied: Die Politik kann ihren eigenen Föderalismus nicht
abschaffen - die Zersplitterung der Praxislandschaft schon.
Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
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