Rheinische Post: Nato streitet um die Bombe
Geschrieben am 05-10-2010 |
Düsseldorf (ots) - Ein Kommentar von Helmut Michelis:
Es riecht nach Bauernschläue: Deutschland steigt offiziell zwar
nicht aus der ungeliebten nuklearen Abschreckungsoption der Nato aus,
kann aber selbst künftig keine Atomwaffen einsetzen, weil es die
geeigneten Flugzeuge dafür verschrotten will. Mehrausgaben für einen
Umbau der "Eurofighter" zum Nuklearwaffenträger dürften
innenpolitisch ebenso wenig durchsetzbar sein wie eine atomare
Wiederbewaffnung von US-Jets, die in Deutschland stationiert sind.
Bomben weg, Thema erledigt. So einfach ist es natürlich nicht. Der
atomare "Schwarze Peter" wird damit Staaten wie Italien zugespielt,
auf deren Territorium noch US-Atomwaffen lagern - faire Lastenteilung
ist das nicht. Diese Entwicklung dürfte im Bündnis noch mehr
Verärgerung über die Bundesrepublik auslösen. Guido Westerwelles
Forderung nach einem Atomwaffenausstieg hat ohnehin nur wenige
Verbündete. Denn die Nato ist wegen des russischen Säbelrasselns tief
gespalten: Die skandinavischen Länder, Polen und das Baltikum
verfolgen Moskaus Aufrüstung mit Angst. Die neue Nato-Strategie, die
im November in Lissabon vorgestellt wird, betont deshalb ausdrücklich
den nuklearen Schutzschirm, umfasst aber auf Wunsch Deutschlands auch
einen Abrüstungsvorschlag. Vielleicht lässt sich so ein größerer
Streit unter den Bündnispartnern verhindern.
Originaltext: Rheinische Post
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