Inhaftierter iranischer Journalist erhält WAN-IFRA-Preis "Goldene Feder der Freiheit"
Geschrieben am 06-10-2010 |
Hamburg (ots) - Ein iranischer Journalist, der im vergangenen Jahr
nach der umstrittenen Präsidentschaftswahl im Iran inhaftiert wurde,
ist mit der Goldenen Feder der Freiheit 2010 ausgezeichnet worden.
Der Pressefreiheitspreis wird jährlich vom Weltverband der Zeitungen
und Nachrichtenmedien (WAN-IFRA) verliehen.
Ahmad Zeidabadi, der gegenwärtig eine sechsjährige Haftstrafe
verbüßt, wurde am Mittwoch im Rahmen der Eröffnungsfeier des World
Editors Forum in Hamburg für "sein mutiges Handeln trotz Verfolgung
und für seinen herausragenden Beitrag zur Verteidigung und Förderung
der Pressefreiheit" geehrt.
Zeidabadi war einer von mindestens 110 Journalisten, die in der
Folge der umstrittenen Wiederwahl des iranischen Präsidenten Mahmud
Ahmadinedschad im Juni 2009 verhaftet wurden. Mindestens 23 von ihnen
befinden sich nach wie vor im Gefängnis - rund ein Fünftel aller
Journalisten, die weltweit in Haft gehalten werden.
"Auch wenn wir hier heute Herrn Zeidabadi ehren, sollten wir
ebenso an die anderen inhaftierten Journalisten denken, die keine
Auszeichnung erhalten, aber wie er unter despotischen Regimen
leiden", sagte Xavier Vidal-Folch, Präsident des World Editors Forum,
der die Auszeichnung überreichte. "Wir dürfen sie niemals vergessen
und wir, die wir der internationalen Zeitungsgemeinschaft angehören,
sollten unser Möglichstes tun, um ihre Freilassung zu erwirken."
Die Auszeichnung für Ahmad Zeidabadi wurde stellvertretend von
Akbar Ganji entgegengenommen, dem Preisträger der Goldenen Feder der
Freiheit 2006, der ebenfalls vom iranischen Regime inhaftiert worden
war.
"Der Iran", so Akbar Ganji, "wird heute von einer Bande
hinterhältiger Lügner beherrscht. Das Besatzerregime der schiitischen
Kleriker zielt auf die moralischen Grundfesten der Gesellschaft und
ist entschlossen, moralische Verfehlungen als Tugenden auszulegen.
Für gewöhnlich ist es so, dass ausländische Besatzer ein Land
territorial besetzen. Aber diese Besatzer zielen auf die Würde und
Integrität einer Nation ab. Bei dem, was diese Machthaber tun, gibt
es keine Spur von Ethik, Anstand oder Aufrichtigkeit."
"Ahmad Zeidabadi gehörte zu denen, die Widerstand gegen diese
tyrannische Herrschaft leisteten, die die verfassungsmäßigen Rechte
der Bürger verletzt hat, und so kam es, dass Gefängnis und Einzelhaft
sein Schicksal wurde", sagte Ganji.
"Ich hege keinen Zweifel daran, dass Ahmad Zeidabadi, wenn er hier
bei uns sein könnte, die Ehre, die ihm durch diesen angesehenen Preis
zuteil wird, mit anderen politischen Gefangenen geteilt hätte. Man
muss diese Auszeichnungen als eine Art ethische und moralische
Bestätigung demokratischer Aktivisten sehen, die sich für Freiheit
und Menschenrechte einsetzen."
Der volle Wortlaut der Rede von Akbar Ganji kann unter
http://www.wan-press.org/article18668.html abgerufen werden. Die Rede
von Xavier Vidal-Folch ist unter
http://www.wan-press.org/article18669.html nachzulesen.
Ahmad Zeidabadi, Hochschullehrer, politischer Kommentator und
Journalist, wurde durch seinen offenen Brief bekannt, den er im Jahr
2000 aus dem Gefängnis schrieb, um gegen die rechtliche Behandlung
inhaftierter Journalisten durch die Justiz zu protestieren. Der Brief
fand trotz der Versuche der Behörden, die Veröffentlichung zu
unterbinden, weite Verbreitung.
Zeidabadi, der frühere Chefredakteur der Zeitung Azad, der auch
Beiträge für die Teheraner Tageszeitung Hamshahari und den BBC
Persian Service lieferte, war einer von Dutzenden von Journalisten,
die in der Folge der umstrittenen Präsidentschaftswahl im Juni 2009
systematisch verhaftet und ins Gefängnis gesperrt wurden.
Er wurde im August 2009 zusammen mit mehr als 40 weiteren
Journalisten und 100 führenden Anhängern der Reformbewegung des
Landes vor Gericht gestellt und angeklagt, mit einer "sanften
Revolution" den Umsturz der klerikalen Theokratie geplant zu haben.
Zeidabadi wurde zu sechs Jahren Haft und fünf Jahren Verbannung im
eigenen Land verurteilt und mit einem lebenslangen Schreibverbot
belegt.
Eine Woche nach Verhandlungsbeginn trat Zeidabadi aus Protest
gegen seine Inhaftierung in Hungerstreik und kam, nachdem man ihn
bewusstlos in seiner Zelle aufgefunden hatte, für 17 Tage ins
Krankenhaus.
"Ahmad Zeidabadi ist in einem iranischen Gefängnis eingekerkert,
wo er unter grauenhaften Bedingungen festgehalten wird - schlicht und
einfach für das 'Verbrechen', dass er einer Arbeit nachging, die die
meisten der hier Anwesenden ohne Furcht vor Einschüchterung,
Angriffen, Inhaftierung oder gar dem Tod ausüben", erklärte Xavier
Vidal-Folch vor mehr als 500 Chefredakteuren und Journalisten, die
zum jährlichen World Editors Forum gekommen waren.
Zeidabadi ist seit dem Jahr 2000 mehrmals inhaftiert worden. In
einem Interview nach seiner Haft vor fast zehn Jahren beschrieb er
die Bedingungen in dem berüchtigten Evin-Gefängnis wie folgt: "Die
Verzweiflung, die im Gefängnis ausgelöst wird, ist so immens, dass
man meint, es sei das Ende aller Tage gekommen. Kriminelle Häftlinge
begehen Vergewaltigungen, insbesondere an Neuankömmlingen. Und wenn
man mit verbundenen Augen durch die Gänge geführt wird, entsetzliche,
angstvolle Schreie hört und dann in eine winzige Zelle gesperrt wird,
hat man das Gefühl, dass einem die Rückkehr ins normale Leben für
immer verwehrt ist."
Bei der Preisverleihung forderten WAN-IFRA und das World Editors
Forum abermals die Freilassung aller inhaftierten Journalisten im
Iran.
Die Goldene Feder der Freiheit wird jährlich von WAN-IFRA
verliehen, um eine Einzelperson, eine Gruppe oder eine Institution
für ihren außergewöhnlichen Einsatz (in Schrift und Tat) zugunsten
der Pressefreiheit zu würdigen.
Preisträger der seit 1961 jährlich verliehenen Goldenen Feder
waren u.a. Jacobo Timerman aus Argentinien (1980), Anthony Heard aus
Südafrika (1986), Doan Viet Hoat aus Vietnam (1998), Geoffrey Nyarota
aus Simbabwe (2002) sowie Shi Tao (2007) und Li Changqing (2008) aus
China. Der Preisträger 2009 war Najam Sethi aus Pakistan. Eine
vollständige Liste der Preisträger ist abrufbar unter
http://www.wan-press.org/article4489.html
WAN-IFRA, mit Sitz in Paris, Frankreich, und Darmstadt,
Deutschland, sowie Regionalbüros in Singapur, Indien, Spanien,
Frankreich und Schweden, ist der Weltverband der Zeitungen und
Nachrichtenmedien und vertritt mehr als 18.000 Publikationen, 15.000
Online-Sites und über 3000 Unternehmen in mehr als 120 Ländern. Die
Organisation entstand durch den Zusammenschluss zwischen dem
Weltverband der Zeitungen (WAN) und IFRA, der Research- und
Serviceorganisation für die Zeitungsindustrie.
Mehr über WAN-IFRA erfahren Sie auf http://www.wan-ifra.org oder
durch das WAN-IFRA Magazine unter http://www.wan-ifra.org/magazine
Originaltext: WAN-IFRA GmbH & Co. KG
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/81503
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_81503.rss2
Pressekontakt:
Auskunft erteilt: Larry Kilman, Director of Communications and Public
Affairs, WAN-IFRA, 7 rue Geoffroy St Hilaire, 75005 Paris,
Frankreich. Tel.: +33 1 47 42 85 00. Fax: +33 1 47 42 49 48.
Mobil: +33 6 10 28 97 36. E-Mail: larry.kilman@wan-ifra.org
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