Lausitzer Rundschau: Frieden braucht Freiheit Zum Friedensnobelpreis für Liu Xiaobo
Geschrieben am 08-10-2010 |
Cottbus (ots) - Es war eine fast schon unvermeidliche, eine
längstens überfällige Entscheidung, den chinesischen Bürgerrechtler
Liu Xiaobo mit dem Friedensnobelpreis zu ehren. Das Regime in Peking
hat mit seinen Drohungen ungewollt einiges dazu beigetragen, dass dem
Osloer Komitee kaum noch eine andere Wahl blieb. Der Mut und die
Beharrlichkeit, die den chinesischen Freiheitskämpfer auszeichnen,
rechtfertigen die Auszeichnung allemal und er kann sie auch
stellvertretend für die Zehntausende seiner Landsleute
entgegennehmen, die trotz großer Risiken seit vielen Jahren in China
für die Menschenrechte kämpfen. Liu Xiaobo ist in der langen Reihe
der Preisträger der zweite, der zum Zeitpunkt der Verleihung im
Kerker sitzt. Der erste war der deutsche Publizist Carl von
Ossietzky, der 1936 als Inhaftierter in einem Konzentrationslager der
Nationalsozialisten geehrt wurde. Und so rückt mit dieser Analogie
auch noch einmal überdeutlich der Zusammenhang zwischen Freiheit und
Frieden in das Bewusstsein. Denn ohne Respekt vor der Menschenwürde
und vor der Meinungsfreiheit gibt es auf Dauer auch keinen Frieden.
Mit der Preisverleihung steht jetzt das Verhältnis der freien Welt zu
der Diktatur in China erneut auf dem Prüfstand. Das große Reich mit
seinen über 1,3 Milliarden Menschen mag wirtschaftlich und
militärisch auf dem Weg zur Weltmacht sein und vielen seiner Bürger
zu bescheidenem Wohlstand verholfen haben, aber es verweigert ihnen
die elementarsten Rechte auf Mitsprache und Selbstbestimmung. Die
Machthaber müssen wissen, dass sie sich damit selbst in eine Reihe
stellen mit solchen Regimes wie dem der Nationalsozialisten, dem der
Apartheid in Südafrika und des Kommunismus in der Sowjetunion. All
diese Formen der Gewaltherrschaft hatten auf Dauer keinen Bestand und
sie waren zu ihrer Zeit stets auch eine Gefahr für den Frieden in der
Welt. Auch daran erinnert uns das Nobelkomitee mit seiner
Entscheidung. An den Staaten der freien Welt ist es jetzt, die
Konsequenzen daraus zu ziehen. Die erste wird es sein, die
Freilassung des Geehrten bei jeder sich nur bietenden Gelegenheit zu
fordern. Ossietzky starb früh und elend an den Folgen von Haft und
Folter kurz vor dem Beginn des großen Kriegs. Liu Xiaobo möge als
freier Mann unter freien Landsleuten steinalt werden - auch unseres
Friedens willen.
Originaltext: Lausitzer Rundschau
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