Westdeutsche Zeitung: Düsseldorf hat hart um das Finale der Eurovision gekämpft - Reich und professionell schlägt arm und sexy Von Uwe-Jens Ruhnau =
Geschrieben am 12-10-2010 |
Düsseldorf (ots) - Das Finale des Eurovision Song Contest findet
nächstes Jahr in Düsseldorf statt. Ein großer Erfolg, von dem die
Region und das ganze Land profitieren. Düsseldorf, das Rheinland und
Nordrhein-Westfalen werden millionenfach in ganz Europa genannt. Zum
Finale werden allein bis zu 2000 Journalisten erwartet, tausende
Gäste werden auch in der Region übernachten, denn in Düsseldorf
findet gleichzeitig die Weltleitmesse der Verpackungsindustrie statt.
Düsseldorf kann stolz auf sich sein. Die Stadt hat sich gegen eine
starke Konkurrenz durchgesetzt. Während TV-Intendanten, Berliner
Politiker und Lena selbst für die Bundeshauptstadt trommelten, setzte
Düsseldorf auf seine moderne Großhalle und seine Spitzenstellung als
Messe- und Kongressstadt, die von Profis der Veranstaltungsszene als
Partner geschätzt wird.
Berliner Zeitungen sahen das in den letzten Wochen - parallel zum
üblichen Standortgeklingel - immer gelassener. Wer mit einem
aufblasbaren Zelt, das gute Akustik nicht garantieren kann, gegen
eine moderne Arena antritt, die zudem mehr Zuschauer fasst, muss sich
über eine Niederlage nicht wundern. Arm und sexy, wie Bürgermeister
Klaus Wowereit sein Berlin gern beschreibt, hat diesmal einfach nicht
gereicht. Stattdessen macht reich und professionell das Rennen - den
Gremien war das sexy genug.
Düsseldorf hat nun die Chance, sich und sein Umland als
sympathische Metropolregion zu präsentieren. Überhaupt ist es für die
Landeshauptstadt eine späte Genugtuung. Für die Fußball-WM 2006 baute
man für 218 Millionen Euro die Arena und kam ebenso wenig zum Zuge
wie mit der Olympia-Bewerbung. Der Erfolg, der sich auch den
Schwächen der Mitbewerber verdankt, ist auch ein Lohn für Zähigkeit
und Kampfgeist.
Düsseldorfs Chance birgt aber auch eine große Verantwortung. Als
Motor für die Region von Mönchengladbach bis Wuppertal muss es bei
den Journalisten und den mehr als 100 Millionen Fernsehzuschauern
punkten, damit der Song Contest nachhaltig Wirkung entfaltet. Der
Wettbewerb muss mehr Spuren hinterlassen als beispielsweise in
Harrogate, wo Nicole 1982 mit "Ein bisschen Frieden" siegte. Das
Städtchen kennt heute kaum noch jemand - Düsseldorf will, kann und
muss mehr erreichen.
Originaltext: Westdeutsche Zeitung
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