Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar: Ansturm auf die Hochschulen Auf dem Rücken der Studenten MICHAEL KAISER
Geschrieben am 20-10-2010 |
Bielefeld (ots) - Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren
Bundesfinanz- oder -verteidigungsminister ... Selbst Anhänger der
Aufhebung der Wehrpflicht, die dann den Zivildienst gleich mit kippt,
müssen zugeben, dass die Folgen teils gravierend sind - und zwar weit
über den eigentlich gemeinten Kern des Themas hinaus. Jahrzehntelang
war der Rhythmus stets gleich: Schule dauert (maximal) 13 Jahre, der
staatlicherseits abverlangte Dienst so und so viele Monate. Damit
waren die zu erwartenden Studierendenzahlen vergleichsweise belastbar
zu planen. Das geht in den kommenden Jahren nicht mehr. Dank
Turbo-Abi dürfen sich Abgänger der alten und der neuen Schulordnung
zur selben Zeit um Ausbildungs- und Studienplätze streiten. Und
justament zu diesem Zeitpunkt fällt die Dienstpflicht. Zwar ist der
Hinweis richtig, dass dies nur eine zeitliche Verschiebung bedeutet.
Es ist aber eine, die erstens so nicht eingeplant war, und zweitens
bei mancher Hochschule, die ihr Programm auf Kante genäht hat, im
Jahr 2011 den Unterschied zwischen "Geht grad noch so" und
"unmöglich" ausmacht. So oder so werden die Studierenden die
Leidtragenden sein - und zwar die Neulinge ebenso wie die älteren
Semester. Beide hätten, nicht zuletzt angesichts drückender
Studiengebühren, ein Anrecht auf ein Studium in einem humanen,
inspirierenden Rahmen. Und dazu gehört weit mehr als moderne Labore,
vernünftige Hörsäle und Seminarräume und studienorientierte
Dienstleistungen. Ziel müsste - eigentlich - die Wohlfühl-Uni mit
vertretbaren Gruppengrößen, Rückzugsräumen und sozialen
Begegnungsflächen sein. Nicht weil sie dazu verleitet, das Studium
künstlich zu verlängern, sondern weil sie wohl eher das Gegenteil
bewirken würde. Dazu gehörte ein städtisches Umfeld mit bezahlbarem
Wohnraum. Wer wirklich glaubt, dass Bildung nur Ländersache ist, hat
wenig verstanden.
Originaltext: Neue Westfälische (Bielefeld)
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forciert werden. Und Wohlstand muss überall Einzug halten - auch
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Originaltext: Märkische Oderzeitung
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