Neue OZ: Kommentar zu Datenschutz / Personalausweis
Geschrieben am 20-10-2010 |
Osnabrück (ots) - Freiwilliger Zwang
Das mögliche Einsatzgebiet des neuen Personalausweises geht über
das Reisen weit hinaus: Im Alltag kann er als Busticket oder als
Altersnachweis am Zigarettenautomaten dienen. Im Internet macht er
sogar rechtskräftige Besiegelungen von Verträgen möglich. Doch obwohl
er so viel kann, scheinen viele den Tausendsassa für einen Nichtsnutz
zu halten.
Eine Woche vor seiner Einführung stehen vor den Bürgerämtern die
Menschen Schlange, um noch den alten Ausweis zu ergattern. Und 37
Prozent der Teilnehmer einer Umfrage wollen den neuen Ausweis nicht
für Internetgeschäfte nutzen, weil sie Zweifel an seiner Sicherheit
haben. Schenkt man den Datenschützern Glauben, so sind diese
Skeptiker auch gut beraten. Aber auch, wenn der Bürger grundsätzlich
freiwillig darüber entscheiden kann, ob er die umstrittenen
Zusatzfunktionen des Ausweises im Scheckkartenformat überhaupt
einschalten und nutzen will, könnte ihm eines Tages gar nichts
anderes mehr übrig bleiben.
Dann zum Beispiel, wenn große Anbieter wie beispielsweise das
Online-Auktionshaus E-Bay statt des heute gängigen
Postident-Verfahrens das virtuelle Vorzeigen des neuen
Personalausweises verlangen, wenn man mit ihnen ins Geschäft kommen
will. Da der neue Ausweis für diese Anbieter sehr hilfreich ist, ist
das wohl nur eine Frage der Zeit. So ist in dem neuen Ausweis eine
Dynamik enthalten, die aus der angeblichen Freiwilligkeit ganz
schnell einen Zwang machen wird.
Originaltext: Neue Osnabrücker Zeitung
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