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Mythos Kreditklemme: Studie von Roland Berger und Creditreform zu Working Capital Management identifiziert riesige ungenutzte Liquiditätsreserven im deutschen Mittelstand

Geschrieben am 22-10-2010

München (ots) -

- Analyse der Bilanzkennzahlen und Zahlungsdaten von 2.500
Unternehmen zwischen 2006 und 2010 sowie Telefoninterviews mit mehr
als 300 Führungskräften
- Liquiditätsengpass im deutschen Mittelstand summiert sich bis 2012
auf bis zu 60 Mrd. Euro
- Interne Finanzierung über aktives Management von Beständen,
Forderungen und Verbindlichkeiten bietet aber noch ungenutztes
Potenzial in Höhe von rund 120 Mrd. Euro und damit eine Alternative
zur externen Kreditaufnahme
- Kapitalbindung in Unternehmen hat sich seit 2006 zwar deutlich
verringert, doch es gibt noch viel Potenzial
- Nahrungsmittelhersteller und Handelsunternehmen haben die geringste
Kapitalbindungsdauer, Maschinenbauer und Bekleidungshersteller die
höchste

Die Liquiditätspolster vieler Unternehmen sind durch die Krise
aufgezehrt. Um die wieder anziehende Nachfrage bedienen zu können,
müssen Firmen aber in Vorleistung treten. Das ist über die Aufnahme
von Fremdkapital am Kreditmarkt momentan vergleichsweise schwierig
und teuer. Alleine der deutsche Mittelstand benötigt für die Zeit bis
2012 rund 60 Mrd. Euro zum Kauf von zusätzlichen Rohstoffen,
Betriebsmitteln und Investitionsgütern. Working Capital Management,
also das Management von Beständen, Forderungen und Verbindlichkeiten,
wird daher im deutschen Mittelstand immer wichtiger. Roland Berger
Strategy Consultants und Creditreform haben in der Studie "Working
Capital im Mittelstand" das Liquiditätsmanagement von 2.500
Unternehmen untersucht und die Ergebnisse in ausführlichen Interviews
mit mehr als 300 Führungskräften vertieft. Fazit: Die deutschen
Mittelständler haben zwar schon deutlich aufgeholt, doch das
ungenutzte Potenzial ist immer noch enorm. Die Mittel, um die eigene
Liquidität zu sichern, liegen oft im Unternehmen selbst. Über alle
Branchen bleiben rund 120 Mrd. Euro an Liquiditätsreserven ungenutzt.

"Die meisten Unternehmen haben ihr Liquiditätsmanagement in der
Krise schon deutlich verbessert", sagt Roland Schwientek, Partner im
Kompetenzzentrum Operations Strategy bei Roland Berger Strategy
Consultants. "Die durchschnittliche Kapitalbindungsdauer ist unserer
Untersuchung zufolge zwischen 2006 und 2009 immerhin von 64 auf 56
Tagen gesunken." Auch ging der Anteil verspäteter Zahlungen zurück.
Waren 2007 noch fast 40 Prozent der Zahlungen verspätet, so sind es
heute weniger als 20 Prozent. "Ein Zeichen für professionelleres
Forderungsmanagement, aber auch Ausdruck der verbesserten
wirtschaftlichen Lage" sagt Dr. Carsten Uthoff, Geschäftsführer bei
Creditreform. "Die mittelständischen Unternehmen sind inzwischen
deutlich sensibler für das Thema Forderungsmanagement geworden und
sie fragen stärker nach der Seriosität ihrer Kunden".

Allerdings gibt es noch deutliche Unterschiede zwischen
Großunternehmen und der mittelständischen Wirtschaft: Das Kapital
großer Firmen ist im Schnitt nur halb so lange gebunden wie in
kleinen Unternehmen. "Der deutsche Mittelstand hat noch jede Menge
nachzuholen", sagt Schwientek. "Oder positiv ausgedrückt: Er hat noch
gigantische interne Liquiditätsreserven. Das ist besonders in Zeiten,
in denen die externe Finanzierung für Mittelständler schwieriger wird
und Mezzanine-Finanzierungen 2011 in großem Umfang auslaufen, eine
gute Nachricht."

Großunternehmen haben zwar einerseits Vorteile durch ihre
Verhandlungsmacht im Einkauf, andererseits widmen viele kleinere
Unternehmen dem Thema Working Capital Management bislang aber auch
noch zu wenig Aufmerksamkeit. "Das Thema ist bei jedem Unternehmen
mit mehr als 200 Mio. Euro Jahresumsatz auf der Tagesordnung - bei
Kleinstunternehmern spielt es fast keine Rolle", sagt Schwientek.
"Große Konzerne betreiben ihr Liquiditätsmanagement heute
professionell - mit klaren Verantwortlichen, Kennzahlen und
Optimierungsinitiativen. Der klassische Mittelständler konzentriert
sich dagegen oft noch rein auf Umsatz- und Wachstumskennzahlen." Die
mittelständischen Unternehmen werden sich künftig intensiver mit der
Beschaffung von Liquidität befassen müssen. "Die eigene
Zahlungsfähigkeit wird nicht zuletzt vom Zahlungsverhalten der Kunden
beeinflusst", sagt Dr. Uthoff von Creditreform.

Viele Mittelständler neigen zur Selbstüberschätzung

Große Unterschiede bestehen der Studie zufolge zwischen einzelnen
Branchen: So haben Nahrungsmittelhersteller (26 Tage) und
Papierproduzenten (43 Tage) im Branchenvergleich die geringste
Kapitalbindungsdauer, Maschinenbauer (79 Tage) und
Bekleidungshersteller (86) die höchste. Auch innerhalb der Branchen
klafft eine Lücke zwischen Unternehmen mit hoher und niedriger
Kapitalbindungsdauer. Beispiel Maschinenbau - Eine Reihe von
Unternehmen arbeiten mit einer nur halb so hohen Kapitalbindungsdauer
wie der Durchschnitt der Branche während die schlechtesten eine bis
zu sechsmal so hohe Kapitalbindungsdauer haben. Über alle Branchen
bleiben rund 120 Mrd. Euro an Liquiditätsreserven ungenutzt.

Die Studie zeigt auch, dass die meisten Mittelständler die
Entwicklung der Kapitalbindung in ihrem Unternehmen positiver sehen
als dies die Zahlen rechtfertigen. Fast 90% der Teilnehmer glauben,
ihr Forderungsmanagement habe sich in den vergangenen drei Jahren
deutlich verbessert oder sei zumindest auf gleichem Niveau wie 2007.
Die Analyse der Bilanzkennzahlen zeigt aber, dass das nur auf zwei
Drittel der Mittelständler tatsächlich zutrifft - das restliche
Drittel hat sich sogar signifikant verschlechtert. "Das
Forderungsmanagement setzt immer zu einem relativ späten Zeitpunkt
ein" sagt Dr. Uthoff. "Um von den ungenutzten Potenzialen in der
Zukunft langfristig zu profitieren, müssen die Unternehmen ihre
Abläufe noch stärker integrieren."

Die Möglichkeiten eines professionellen Working Capital
Managements sind für viele Mittelständler interessant, bleiben aber
häufig noch ungenutzt. So kann bereits eine Verkürzung der
Kapitalbindungsdauer um fünf bis zehn Prozent (je nach Ausgangslage)
den kompletten Finanzierungsbedarf, den eine Umsatzsteigerung um zehn
Prozent mit sich bringt, abfedern und damit die externe
Kreditaufnahme deutlich senken. Die Studie zeigt, dass die
Unternehmen, die ihre Liquidität aktiv managen, damit eine Senkung
der Kapitalbindung von zehn Prozent und mehr erreicht haben. "Die
Bedeutung eines aktiven Working Capital Managements sehen
branchenübergreifend immer mehr Mittelständler, auch wenn bisher nur
ein Drittel der Unternehmen das Thema aktiv voran treiben" sagt
Schwientek. "Effektive Wege, um schnell Liquidität freizusetzen sind
zum Beispiel ein automatisiertes Forderungsmanagement und niedrigere
Bestände durch eine optimierte Auftragsplanung". Dr. Uthoff: "Künftig
wird auch ein professionelleres Screening der Kundenbasis im Hinblick
auf ihre Kreditwürdigkeit eine wichtigere Rolle spielen".

Die Präsentation zur Studie können Sie kostenfrei herunterladen
unter: www.rolandberger.com/pressreleases
www.creditreform.de/analysen

Roland Berger Strategy Consultants, 1967 gegründet, ist eine der
weltweit führenden Strategieberatungen. Mit 36 Büros in 25 Ländern
ist das Unternehmen erfolgreich auf dem Weltmarkt aktiv. 2.000
Mitarbeiter haben im Jahr 2009 einen Honorarumsatz von 616 Mio. Euro
erwirtschaftet. Die Strategieberatung ist eine unabhängige
Partnerschaft im ausschließlichen Eigentum von rund 180 Partnern.

Creditreform ist führender Anbieter für Wirtschaftsauskünfte in
Deutschland und bietet Dienstleistungen rund um das Thema
Forderungsmanagement. In den deutschlandweit 130 Geschäftsstellen und
18 Landesgesellschaften in Mittel- und Osteuropa sind rund 4.500
Mitarbeiter tätig.

Originaltext: Roland Berger Strategy Consultants
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/32053
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_32053.rss2

Falls Sie Rückfragen haben, wenden Sie sich bitte an:
Sebastian Deck
Roland Berger Strategy Consultants
Tel. +49 89 9230-8190, Fax +49 89 9230-8599
E-Mail: sebastian_deck@de.rolandberger.com
www.rolandberger.com

Michael Bretz
Verband der Vereine Creditreform
Tel. +49 2131 109-171, Fax
E-Mail: m.bretz@verband.creditreform.de
www.creditreform.de


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