Schwedisch-eritreischer Journalist erhält Auszeichnung "Goldene Feder der Freiheit 2011"
Geschrieben am 27-10-2010 |
Paris/Darmstadt (ots) - Dawit Isaak, Mitbegründer der ersten
unabhängigen Zeitung Eritreas, der sich seit neun Jahren ohne Anklage
oder Prozess in Haft befindet, wird mit der Goldenen Feder der
Freiheit 2011 ausgezeichnet. Der Pressefreiheitspreis wird jährlich
vom Weltverband der Zeitungen und Nachrichtenmedien (WAN-IFRA)
verliehen.
Der Journalist mit doppelter Staatsbürgerschaft (eritreisch und
schwedisch) wurde im Anschluss an die im September 2001 erfolgte
Zerschlagung der unabhängigen Medien in Eritrea verhaftet. Eritrea
zählt zu den Ländern mit der geringsten Pressefreiheit der Welt. Dort
gibt es keine privat geführten Zeitungen, Radio- oder Fernsehsender.
Gegen Dawit Isaak, der am Mittwoch (27. Oktober) 46 Jahre alt
wurde, ist keine offizielle Anklage erhoben worden und sein Verbleib
ist weiterhin ungeklärt.
"Dawit Isaak sah sich gezwungen, seine Heimat zu verlassen und
nach Schweden zu flüchten, kehrte jedoch wegen seines Engagements für
eine unabhängige Presse und demokratische Grundsätze in sein Land
zurück. Er verdient es, für sein Handeln geehrt zu werden, doch
stattdessen haben die eritreischen Machthaber, die zu den
repressivsten der Welt gehören, ihn ins Gefängnis geworfen", erklärte
das WAN-IFRA Board bei der Nominierung des Preisträgers.
"Herr Isaak hat enormes Leid erlitten, doch sein Engagement für
Pressefreiheit und Menschenrechte hat niemals nachgelassen. Es
erfordert Mut, unter derartigen Umständen als Journalist zu arbeiten
und seine Prinzipien nicht zu verraten. Herr Isaak dient
Presseangehörigen in aller Welt als Inspiration", so das Board.
WAN-IFRA forderte den Präsidenten Eritreas, Isayas Afewerki, auf,
Dawit Isaak unverzüglich freizulassen.
Die Goldene Feder der Freiheit wird jährlich von WAN-IFRA
verliehen, um eine Einzelperson, eine Gruppe oder eine Institution
für ihren außergewöhnlichen Einsatz (in Schrift und Tat) zugunsten
der Pressefreiheit zu würdigen. Weitere Informationen zum
Pressefreiheitspreis finden Sie unter
http://www.wan-press.org/pfreedom/goldenpen.php
Dawit Isaak floh 1987 während des eritreischen
Unabhängigkeitskrieges aus Eritrea und gelangte als Flüchtling nach
Schweden. Dort arbeitete er mehrere Jahre lang als Reinigungskraft
und erhielt 1992 die schwedische Staatsbürgerschaft. Er kehrte 1996
nach Eritrea zurück, nachdem das Land die Unabhängigkeit erlangt
hatte.
Isaaks vorrangiges Interesse galt dem Aufbau einer unabhängigen
Presse in Eritrea. Er gehörte zu den Mitbegründern von Setit, der
ersten unabhängigen Zeitung des Landes, die zu nationaler Geltung
gelangen sollte und insbesondere wegen ihrer investigativen
Berichterstattung geschätzt wurde, in deren Fokus häufig Fälle von
Machtmissbrauch durch die Regierung standen.
2001, nachdem Setit und andere Zeitungen einen offenen Brief von
15 Kabinettsministern veröffentlicht hatten, die demokratische
Reformen und eine Untersuchung der Umstände forderten, die zum
erneuten Krieg Eritreas mit Äthiopien geführt hatten, wurden
sämtliche privaten Presseeinrichtungen des Landes geschlossen. Elf
der 15 Minister wurden verhaftet, ebenso wie Dawit Isaak und 13
weitere Zeitungsbesitzer, Verleger und Journalisten.
Keiner von ihnen wurde je formell angeklagt oder vor Gericht
gestellt. Isaak und die anderen Inhaftierten wurden als Verräter
angeprangert. Vier der 2001 inhaftierten Journalisten sind Berichten
zufolge im Gefängnis umgekommen.
Wie verlautet, befand sich Dawit Isaak 2008 unter 113 politischen
Häftlingen, die in ein Hochsicherheitsgefängnis in Embatkala verlegt
wurden, eines der gefürchtetsten des Landes. Isaak wurde angeblich in
ein Militärkrankenhaus überführt, doch trotz der Versicherungen der
Regierung, dass er jede notwendige medizinische Versorgung erhalte,
bleiben die näheren Umstände seines Verbleibs und seiner Gesundheit
im Unklaren.
Die schwedische Regierung und die schwedische Mediengemeinschaft
haben zahlreiche Versuche unternommen, um Isaaks Freilassung zu
erwirken, jedoch ohne Erfolg. Die eritreische Regierung hat
unmissverständlich darauf hingewiesen, dass seine doppelte
Staatsbürgerschaft als Bürger Schwedens praktisch keine Rolle spiele.
"Für mich ist Schweden irrelevant. Die schwedische Regierung hat mit
uns nichts zu tun", erklärte Präsident Isayas Afewerki im vergangenen
Jahr.
Der Präsident erklärte zudem, dass man nicht die Absicht habe,
Dawit Isaak freizulassen oder einen Prozess zu führen, bei dem der
Journalist formell angeklagt werden würde. Die Äußerungen des
Präsidenten in einem Interview, das im Mai 2009 ausgestrahlt wurde,
lösten international Kritik aus: "Es wird keinen Prozess geben und
wir werden ihn nicht freilassen. Wir wissen, wie wir mit
seinesgleichen umzugehen haben."
Eritrea ist ein Ein-Parteien-Staat, der von Präsident Isayas
Afewerki regiert wird, seit das Land 1993 die Unabhängigkeit von
Äthiopien erreichte. Es wurden nie freie Wahlen abgehalten. Zwei
Drittel der Bevölkerung bleiben von ausländischen
Nahrungsmittelhilfen abhängig.
Eritrea ist das Land mit den meisten inhaftierten Journalisten auf
dem afrikanischen Kontinent, mindestens 19 Journalisten befinden sich
dort im Gefängnis. Andere waren gezwungen, aus dem Land zu fliehen.
Durch die repressive Politik der Regierung hat sich Eritrea
weitgehend der internationalen Überwachung entzogen und die
Bevölkerung hat praktisch keinen Zugang zu unabhängigen
Informationen. Die Handvoll Auslandskorrespondenten in der Hauptstadt
Asmara unterliegen einer intensiven Beobachtung durch die Behörden.
Preisträger der seit 1961 jährlich verliehenen Goldenen Feder
waren u.a. Jacobo Timerman aus Argentinien (1980), Anthony Heard aus
Südafrika (1986), Doan Viet Hoat aus Vietnam (1998), Geoffrey Nyarota
aus Simbabwe (2002) sowie Shi Tao (2007) und Li Changqing (2008) aus
China. Der Preisträger 2010 ist Ahmad Zeidabadi aus dem Iran. Eine
vollständige Liste der Preisträger ist abrufbar unter
http://www.wan-press.org/pfreedom/goldenpen.php
WAN-IFRA, mit Sitz in Paris, Frankreich, und Darmstadt,
Deutschland, sowie Regionalbüros in Singapur, Indien, Spanien,
Frankreich und Schweden, ist der Weltverband der Zeitungen und
Nachrichtenmedien und vertritt mehr als 18.000 Publikationen, 15.000
Online-Sites und über 3000 Unternehmen in mehr als 120 Ländern. Die
Organisation entstand durch den Zusammenschluss zwischen dem
Weltverband der Zeitungen (WAN) und IFRA, der Research- und
Serviceorganisation für die Zeitungsindustrie.
Mehr über WAN-IFRA erfahren Sie auf http://www.wan-ifra.org oder
durch das WAN-IFRA Magazine unter http://www.wan-ifra.org/magazine
Originaltext: WAN-IFRA GmbH & Co. KG
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/81503
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_81503.rss2
Auskunft erteilt:
Larry Kilman, Director of Communications and Public Affairs,
WAN-IFRA, 7 rue Geoffroy St Hilaire, 75005 Paris, Frankreich.
Tel.: +33 1 47 42 85 00. Fax: +33 1 47 42 49 48.
Mobil: +33 6 10 28 97 36. E-Mail: larry.kilman@wan-ifra.org
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